In der doppelblinden Phase-III-Studie ADRIATIC untersuchte man die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Durvalumab (Imfinzi®) als Monotherapie in der Konsolidierungsphase nach Radiochemotherapie (RCT) beim LD-SCLC [1]. Eingeschlossen waren 730 Patienten mit LD-SCLC (Stadium I bis III mit Stadium I/II inoperabel), die nach RCT keine Progression zeigten. Die ersten 600 Teilnehmenden erhielten randomisiert Durvalumab, Placebo oder Durvalumab plus Tremelimumab. Weitere 130 Personen bekamen randomisiert Durvalumab oder Placebo. Die Behandlung erfolgte für maximal 24 Monate. Nach einer Nachbeobachtungszeit von 37,2 Monaten wiesen Patienten mit Durvalumab als konsolidierender Immuntherapie nach RCT im primären Studienendpunkt im Vergleich zu Placebo ein fast zwei Jahre längeres medianes Gesamtüberleben (OS) auf (55,9 vs. 33,4 Monate; Hazard Ratio [HR] 0,73; p = 0,01). Nach drei Jahren war über die Hälfte der Behandelten mit Durvalumab-Konsolidierung weiterhin am Leben (56,5 vs. 47,6 % unter Placebo).
Das Verträglichkeitsprofil von Durvalumab in der ADRATIC-Studie war konsistent mit dem bereits bekannten Verträglichkeitsprofil in einem vergleichbaren Setting. Die Ergebnisse bildeten die Basis für die entsprechende Zulassungserweiterung von Durvalumab als Monotherapie zur Behandlung des LD-SCLC bei Erwachsenen, deren Erkrankung nach einer platinbasierten Radiochemotherapie nicht progredient ist [2]. Durvalumab ist damit die erste und einzige zugelassene Immuntherapie im LD-SCLC. „Diese Daten verändern unsere Praxis und wurden deshalb sofort in die S3-Leitlinie aufgenommen“, hob Prof. Martin Reck, Großhansdorf, hervor.
Perioperative Immuntherapie beim resezierbaren NSCLC erfolgreich
In der doppelblinden AEGEAN-Studie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Durvalumab als perioperative Immuntherapie beim resezierbaren NSCLC im Stadium IIA bis IIIB [N2] geprüft [3]. In die Studie wurden 802 therapienaive Personen eingeschlossen, die randomisiert Durvalumab (1.500 mg q3w, vier Zyklen) plus Carbo-/Cisplatin erhielten, gefolgt von operativer Tumorresektion und anschließender Durvalumab-Monotherapie (1.500 mg q4w, ≤ 12 Zyklen) oder einem entsprechenden Regime mit einem Placebo statt Durvalumab. Für die Wirksamkeitsanalysen wurden Teilnehmende mit dokumentierten EGFR-Mutationen und/oder ALK-Translokationen ausgeschlossen.
Primäre Studienendpunkte waren das pathologische Komplettansprechen (pCR) und das ereignisfreie Überleben (EFS). Beide Studienendpunkte wurden erreicht: Im Durvalumab-Arm wurde ein relevanter Vorteil im EFS gegenüber dem Placeboarm erzielt (stratifizierte HR 0,69). Das 3-Jahres-EFS betrug im Durvalumab-Arm 60,1 % verglichen mit 47,9 % im Placeboarm. Unter der neoadjuvanten Therapie mit Durvalumab wurde das mediane EFS nicht erreicht versus 30,0 Monate im Placeboarm. Der EFS-Vorteil für Durvalumab bestätigte sich zudem in allen präspezifizierten Subgruppen und zeigte sich bei beiden Platinderivaten. Die pCR-Rate verbesserte sich unter dem AEGEAN-Regime signifikant verglichen mit Placebo. So betrug der Anteil der Patienten mit pCR im Verumarm 17,2 % versus 4,3 % unter Placebo (Differenz 13,0 %; 95 %-Konfidenzintervall [95%-KI] 8,7–17,6 %; p = 0,000036). Mit dem AEGEAN-Regime wurde zudem eine hohe Rate an R0-Resektionen erreicht. Personen im Durvalumab-Arm zeigten in der Studie AEGEAN einen positiven OS-Trend versus Placebo (HR 0,89; 95 %-KI 0,70–1,14).
Die Ergebnisse dieser Studie waren grundlegend für die Zulassung des AEGEAN-Regimes bestehend aus Durvalumab in Kombination mit platinbasierter Chemotherapie (CT) zur neoadjuvanten Behandlung gefolgt von Durvalumab als Monotherapie zur adjuvanten Behandlung bei Erwachsenen mit resezierbarem NSCLC mit hohem Rezidivrisiko und ohne EGFR-Mutationen oder ALK-Translokationen [2].
„Wir Onkologen freuen uns jetzt, wenn keine genetische Alteration vorliegt. Dann können wir nämlich diese Immuntherapie einsetzen. Das war früher genau umgekehrt“, konstatierte Reck rückblickend auf zehn Jahre Immuntherapiegeschichte. Die Ergebnisse der AEGAN-Studie unterstreichen das kurative Potenzial einer frühen Immuntherapie mit Durvalumab. Entscheidend für jede Therapieentscheidung sind im frühen Stadium des NSCLC ein optimales Staging und die frühzeitige Biomarkertestung.
Dr. Annette Junker