Damit biete der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor (BTKi, Calquence®) eine größtmögliche Entscheidungsfreiheit bei der individuellen, zeitlich begrenzten CLL-Behandlung, betonte Prof. Clemens-Martin Wendtner, München. Basis für die neue Zulassung war die Phase-III-Studie AMPLIFY [1], in der unbehandelte CLL-Patienten im medianen Alter von 61 Jahren Acalabrutinib zusammen mit Venetoclax plus optional Obinutuzumab oder Placebo plus Chemoimmuntherapie erhielten. Wie Wendtner ausführte, kam es zu einer signifikanten, langanhaltenden Verbesserung beim primären Endpunkt progressionsfreies Überleben (PFS) gegenüber der Chemotherapie. Das mediane PFS wurde unter einer medianen Nachbeobachtungszeit von 40,8 Monaten unter Acalabrutinib plus Venetoclax noch nicht erreicht und betrug unter der Chemoimmuntherapie 47,6 Monate. Auch bei Patienten mit unmutiertem IGHV-Status konnte ein PFS-Vorteil beobachtet werden. Bei ihnen betrug die 3-Jahres-PFS-Rate 68,9 versus 56,8 % bei der Vergleichsbehandlung. Vorteile der Kombination für die Patienten bestehen laut Wendtner vor allem in der kurzen Behandlungszeit von nur 14 Zyklen sowie der rein oralen Einnahme von Acalabrutinib plus Venetoclax.
Eine Erweiterung der Therapie wurde auch für Acalabrutinib plus Bendamustin und Rituximab (BR) zur MCL-Erstlinientherapie neu zugelassen. In der Phase-III-Studie ECHO [2] konnte damit bei den Patienten im Alter von ≥ 65 Jahren nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 49,8 Monaten ein medianes PFS von 66,4 Monaten erreicht werden. Im Vergleich dazu lag das mPFS in der Gruppe mit Placebo plus BR bei 49,6 Monaten. Vorteile der Behandlung mit Acalabrutinib wurden in allen Subgruppen beobachtet; dies galt auch für Patienten mit hohem Risiko. So war einer Analyse des PFS bei blastoider und pleomorpher Histologie zufolge das PFS unter Acalabrutinib gegenüber dem Placeboarm verlängert, führte Prof. Martin Dreyling, München, aus. Die Differenz lag bei circa 24 Monaten.
Des Weiteren kann Acalabrutinib nun auch als Monotherapie bei Patienten mit r/r MCL eingesetzt werden, die zuvor nicht mit einem BTKi behandelt worden waren. Grundlage dafür ist die einarmige Studie ACE-LY-004 [3], so Dreyling weiter. Darin erreichten die Patienten zu 47,6 % eine komplette Remission (CR) sowie eine Gesamtansprechrate (ORR) von 81,5 %. Dreyling resümierte, dass Acalabrutinib bei nicht vorbehandelten MCL-Patienten ohne Eignung für eine autologe Stammzelltransplantation neuer Standard werden könnte. Zudem bestehe mit dem BTKi das Potenzial, die MCL-Therapie über sämtliche Linien zu erweitern.
Dr. Ralph Hausmann