Mehr als 70 % der Brustkrebsfälle sind laut Thill im fortgeschrittenen Stadium hormonrezeptorpositiv (HR+), die meisten darunter östrogenrezeptorpositiv (ER+) und progesteronrezeptorpositiv (PR+). Thill betonte, wie wichtig es sei, die Hormonrezeptorsubtypen zu diagnostizieren, da das die Voraussetzung für eine zielgerichtete endokrine Therapie sei. Neben der Bestimmung des Rezeptorstatus seien aber auch Testungen auf Mutationen therapieentscheidend. So gebe es endokrinvermittelte Resistenzen unterschiedlicher Ursache. Dem Experten zufolge beruhen diese meist auf einer östrogenunabhängigen Aktivierung des ER, beispielsweise durch das Anstoßen kompensatorischer Signalwege wie PI3K/AKT. Eine Hyperaktivierung dieses Signalwegs fördere dann das Tumorwachstum, da es zu Alterationen in den Genen PIK3CA, AKT1 und PTEN komme. Die Herausforderung sei nun, sowohl die PI3K/AKT-Aktivierung bei HR+ Brustkrebs trotz häufiger endokriner Resistenzen zu ermöglichen und gleichzeitig tumorfördernde Signalwege wie ER- beziehungsweise PI3K/AKT simultan zu inhibieren.
In der zulassungsrelevanten Studie CAPItell-291 konnte laut Thill gezeigt werden, dass unter der Kombinationstherapie mit dem AKT-Inhibitor Capivasertib (Truquap®) plus Fulvestrant das progressionsfreie Überleben (PFS) von Personen mit HR+ und HER2-negativem Brustkrebs signifikant verlängert werden konnte [1]. Ein besonders starker Effekt wurde bei Betroffenen beobachtet, deren Tumoren genetische Veränderungen im PIK3CA/AKT1/PTEN-Signalweg aufwiesen. Bei dieser Subgruppe war der PFS-Vorteil am deutlichsten, was Thill zufolge die Bedeutung der Biomarkertestung unterstreicht. Analysen mit Next Generation Sequencing am Gewebe seien erstattungsfähig. Sie führen laut Thill zu verlässlichen Ergebnissen bei Alterationen in PIK3CA, AKT1 und PTEN.
Elke Engels