Prof. Gerald Prager, Wien, Österreich, skizzierte die Perspektiven für das mCRC. Im Gegensatz zum Cholangiokarzinom (CCC) weise das mCRC eine Vielzahl genetischer Veränderungen auf, die therapeutisch adressierbar seien – insbesondere RAS-Mutationen. Während pan-RAS-Inhibitoren in Studien vielversprechende Ergebnisse zeigten, seien sie mit einer erhöhten Nebenwirkungsrate verbunden, meinte er. Selektive Inhibitoren gegen beispielsweise KRASG12C oder KRASG12D könnten hier Vorteile bieten. Zukünftige Entwicklungen zielen seiner Einschätzung nach auf Wirkstoffe ab, die die aktive („on“-)Form der GTPasen hemmen. Für mikrosatellitenstabile Tumoren (MSS) würden Kombinationen aus Tyrosinkinase-Inhibitoren und Immuntherapien vielversprechend erscheinen. Auch bispezifische Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) gewinnen laut Prager an Bedeutung. Nach zwei Vortherapien zeigt die Kombination aus Bevacizumab und Trifluridin/Tipiracil (Lonsurf®) positive Effekte [1].
Trotz bislang begrenzter Fortschritte beim Pankreaskarzinom sieht Prof. Stefan Böck, München, Potenzial in optimierten Chemotherapiesequenzen, etwa mit Gemcitabin und nab-Paclitaxel. Auch neoadjuvante Konzepte gefolgt von FOLFIRINOX (Folinsäure, 5-Fluorouracil, Irinotecan und Oxaliplatin) werden untersucht. Daneben könnten KRAS-Inhibitoren wie Daraxonrasib künftig eine Rolle spielen, meinte Böck. Zudem würden Impfstoffe in den Fokus rücken. Ein interessanter Nebeneffekt: Die SARS-CoV-2-Impfung scheint die Sensitivität gegenüber Immuncheckpoint-Inhibitoren erhöhen zu können [2]. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung der tumorassoziierten Kachexie: Der GDF-15-Antikörper Ponsegromab sowie der mikrobiomabhängige Metabolit Indol-3-Essigsäure (3-IAA), der das Ansprechen auf eine Chemotherapie verbessern könnte, stehen hier im Zentrum der Forschung.
Prof. Christoph Roderberg, Düsseldorf, betonte die Notwendigkeit, beim CCC frühzeitig auf multimodale, zielgerichtete und langfristig angelegte Therapiekonzepte zu setzen. In der Erstlinie sollen diese künftig eine zentrale Rolle spielen, während in der Zweitlinie platinfreie Optionen bevorzugt werden. Bei rund 40 % der Patienten lassen sich laut Roderberg genetische Alterationen nachweisen – darunter IDH-1-Mutationen, die mit Ivosidenib (Tibsovo®) therapiert werden können. Auch hier könnten bispezifische Antikörper und ADC neue Optionen eröffnen, meinte er.
Dr. Corinna Kolac