Trotz kurativ intendierter Therapie erleidet laut PD Dr. Stefanie Zschäbitz, Heidelberg, bislang fast die Hälfte aller MIBC-Patienten innerhalb von fünf Jahren ein Rezidiv, 43 % sterben. An der NIAGARA-Studie nahmen 1.063 MIBC-Patienten teil. Die eine Hälfte erhielt die bislang empfohlene neoadjuvante Kombinationschemotherapie mit Cisplatin und Gemcitabin, gefolgt von einer radikalen Zystektomie. Die andere Hälfte bekam neoadjuvant zusätzlich Durvalumab (Imfinzi®) sowie adjuvant acht weitere Zyklen mit dem Checkpoint-Inhibitor. Wie PD Dr. Marco Julius Schnabel, Regensburg, berichtete, erreichten mit dem NIAGARA-Regime signifikant mehr Teilnehmende eine pathologische Komplettremission (37,3 vs. 27,5 %), und das Rezidivrisiko wurde um 32 % reduziert (koprimäre Endpunkte). Dies übersetzte sich in eine Verbesserung des Gesamtüberlebens um relative 25 % (sekundärer Endpunkt) [1]. Im Verumarm traten zusätzlich die erwarteten immunbedingten Nebenwirkungen auf [1], die nach Meinung Schnabels handhabbar waren. Das NIAGARA-Regime wird in der aktuellen Onkopedia-Leitlinie als neuer Therapiestandard empfohlen.
Das NIAGARA-Regime kann auch bei eingeschränkter Nierenfunktion bis zu einer Kreatinin-Clearance von 40 ml/min eingesetzt werden, da die Cisplatin-Dosis auf zwei Dosen an Tag 1 und Tag 8 aufgeteilt wird. Beide Experten betonten, dass Patienten mit MIBC immer in einem multidisziplinären Tumorboard vorgestellt werden sollten. Bei zu vielen werde aktuell noch direkt operiert, ohne dass eine zusätzliche Systemtherapie angeboten werde.
Dr. Anne Benckendorff