Transplantationsgeeignetes Myelom: Neue Erstlinientherapie mit Daratumumab

Ende Oktober 2024 erhielt der CD38-Antikörper Daratumumab die Zulassung für die Kombination mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (DVRd) bei transplantationsgeeigneten Patienten mit einem neu diagnostizierten multiplen Myelom (NDMM).

Grundlage für die Indikationserweiterung war die Phase-III-Studie PERSEUS. Die für eine autologe Stammzelltransplantation (ASZT) geeigneten NDMM-Patienten erhielten randomisiert entweder subkutanes Daratumumab (Darzalex® SC) plus VRd gefolgt von DR (n = 355) oder VRd gefolgt von R (n = 354). Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Zu den sekundären Endpunkten gehörten das komplette Ansprechen oder besser (≥ CR), negativer Status für minimale Resterkrankung (MRD-Negativität) bei Patienten mit ≥ CR und das Gesamtüberleben (OS) [1].

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 47,5 Monaten zeigte sich für DVRd in der Induktion und Konsolidierung gefolgt von Daratumumab plus Lenalidomid (DR) in der Erhaltung eine geschätzte 48-Monats-PFS-Rate von 84,3 % (vs. 67,7 % unter VRd plus R; Hazard Ratio [HR] 0,42; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 0,30–0,59). Zudem erreichten 87,9 % der Patienten unter DVRd plus DR ein komplettes Ansprechen oder besser (vs. 70,1 % mit VRd plus R; p < 0,0001). 

Langes tiefes komplettes Ansprechen 

Neben einer hohen, sich im Therapieverlauf vertiefenden CR-Rate ergaben sich auch hohe MRD-Negativitätsraten. Die Erhaltungstherapie mit Daratumumab und Lenalidomid könnte ausschlaggebend für das sich noch weiter vertiefende Ansprechen sein. 75,2 % der Patienten hatten mit DVRd plus DR eine MRD-Negativität bei einem Schwellenwert von 10-5 erreicht und damit signifikant mehr als unter VRd plus R mit 47,5 % (p < 0,001). Bei 65 versus 30 % der Patienten ließ sich ein Anhalten der MRD-Negativität über ≥ 12 Monate beobachten. „Das ist insofern relevant, als dass eine anhaltende MRD-Negativität mit einem längeren PFS und Gesamtüberleben (OS) assoziiert werden kann, verglichen mit Patienten, die zu einem einzelnen Zeitpunkt MRD-negativ sind“, erklärte Dr. Johannes Waldschmidt, Würzburg.

Auch das Sicherheitsprofil erwies sich als handhabbar und zeigte sich konsistent mit den bekannten unerwünschten Ereignissen der Einzelwirkstoffe. Die häufigsten hämatologischen unerwünschten Ereignisse (UEs) waren Neutropenien (DVRd 69,2 %; VRd 58,8 %) und Thrombozytopenien (DVRd 48,4 %; VRd 34,3 %). Als häufigste nichthämatologische UE wurden Diarrhö (DVRd 61,0 %; VRd 54,2 %), periphere sensorische Neuropathie (DVRd 53,6 %; VRd 51,6 %), Obstipation (DVRd 33,9 %; VRd 34,0 %) oder Pyrexie (DVRd 31,6 %; VRd 31,4 %) gemeldet. Unter DVRd brachen mit 8,8 % weniger Patienten die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen ab, unter VRD waren es 21,3 %. 

DaraVRd wird in der aktuellen Onkopedia-Leitlinie „Multipes Myelom“ bereits für die initiale Therapie von transplantationsgeeigneten NDMM-Patienten empfohlen [2].

Therapieoptionen mit Daratumumab bei NDMM

„Patienten mit multiplem Myelom haben in der Erstlinientherapie die größte Chance auf eine gute Remission und ein langes krankheitsfreies Überleben. Der frühe Einsatz effektiver Therapieoptionen ist daher entscheidend“, ordnete Dr. Hans Salwender, Hamburg, die Bedeutung der Erstlinientherapie ein. Für Patienten, die aufgrund von Alter und/oder Komorbiditäten nicht für eine ASZT infrage kommen, steht Daratumumab in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (DRd) als Standardtherapie zur Verfügung. Die zulassungsrelevante Phase-III-Studie MAIA zeigte hier unter DRd ein medianes OS von 7,5 Jahren (HR 0,67; 95 %-KI 0,55–0,82; p < 0,0001) [3].  

Dr. Annette Junker

Virtuelle Launch-Pressekonferenz „Neue Erstlinientherapie für transplantationsgeeignete MM-Patienten: Daratumumab-VRd plus Daratumumab-R-Erhaltung“ am 20.11.2024, veranstaltet von Johnson & Johnson.