Akute myeloische Leukämie: Venetoclax auch im Triplet mit neuen Kombinationspartnern

Wie werden ältere oder weniger fitte Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) behandelt, die nicht für eine intensive Chemotherapie (IC) geeignet sind?

Die Kombination des Bcl-2-Inhibitors Venetoclax (Venclyxto®) mit einer hypomethylierenden Substanz (HMA) wie Azacitidin hat sich als Standard in der Erstlinientherapie etabliert. Basis der Zulassung war die VIALE-E-Studie, in der Venetoclax-Azacitidin (Ven-Aza) im Vergleich zu Placebo-Aza eine signifikante Verbesserung der Remissionsraten sowie des Gesamtüberlebens zeigte [1]. 

Um die Therapie individuell anpassen zu können, empfahl Prof. Christoph Röllig, Dresden, eine frühzeitige Knochenmarkuntersuchung am Tag 21. Mit verschiedenen Strategien werde aktuell versucht, die Toxizität des Regimes zu verringern und das Langzeitansprechen zu verbessern, etwa mit einer verkürzten Expositionsdauer unter Ven-Aza. Auch orale HMA-Formulierungen mit Venetoclax würden aktuell untersucht, beschrieb Röllig. Zum Umgehen von Venetoclax-Resistenzen werden weitere Partner getestet, wie Inhibitoren gegen MCL1, FLT3, MDM2 oder auch die Hochregulation von OXPHOS. Kombinationspartner für Ven-Aza sind Ivosidenib, Gilteritinib, Quizartinib oder Revumenib. Röllig setzt in diesen explorativen Szenarien auch große Hoffnungen auf die Integration der Immuntherapie, die auf CD123 oder CLL1 abzielt.

In der Induktionstherapie werden Venetoclax-basierte Therapien zunehmend auch bei fitten AML-Patienten eingesetzt, die für eine allogene Stammzelltransplantation (SZT) infrage kommen. Bei einem Vergleich zwischen einer Induktion mit Ven-Aza und IC unterschieden sich die Transplantationsergebnisse nicht [2]. Prof. Charles Craddock, Birmingham, Großbritannien, legte nahe, bei Patienten mit hohem Krankheitsrisiko die Immunsuppression rasch auszuschleichen. Bei Patienten mit FLT3-mutierter AML sollte eine Erhaltungstherapie in Betracht gezogen werden. Auf lange Sicht seien weitere kontrollierte Studien gefragt, um sowohl die Patientenauswahl als auch die SZT-Strategien zu verfeinern [3]. 

Martina Freyer

Symposium „Exploring future treatment strategies for AML patients“ im Rahmen von ACUTE LEUKEMIAS XIX (ISALXIX) am 17.03.2025 in München, veranstaltet von AbbVie.