Urothelkarzinom mit FGFR3-Alterationen: Erste zielgerichtete Therapie zugelassen
Mit Erdafitinib steht die erste zielgerichtete und orale Therapie für das fortgeschrittene Urothelkarzinom mit bestimmten genetischen Veränderungen des Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptors 3 (FGFR3) in Deutschland zur Verfügung [1]. Damit ermöglicht Erdafitinib erstmals eine biomarkergesteuerte, personalisierte Therapie des Urothelkarzinoms. Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der THOR-Studie [2].
Die Prognose von Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom ist schlecht. Zielgerichtete Therapien, wie sie für sehr viele andere Tumorentitäten zur Verfügung stehen, gab es bislang nicht. FGFR3-Alterationen sind bei etwa 20 % der Personen mit einem Urothelkarzinom nachweisbar und gelten als wesentliche Treibermutationen der Tumorentstehung. Erdafitinib (Balversa®) ist ein hochaffiner pan-FGFR(1,2,3,4)-Tyrosinkinase-Inhibitor, der intrazellulär gezielt an FGF-Rezeptoren bindet. Dies führt zu einer Unterbrechung der Signalübertragung über die FGFR-vermittelten Signalwege, die für das Zellwachstum und das Überleben von Krebszellen verantwortlich sind.
Länger leben mit Erdafitinib
Die offene, multizentrische Phase-III-Studie THOR umfasste 266 Patienten mit einem nicht resezierbaren oder metastasierten Urothelkarzinom sowie bestimmten FGFR2/3-Alterationen, die bereits ein bis zwei systemische Therapien, darunter eine Anti-PD-(L)1-Therapie, erhalten hatten. Die Teilnehmenden bekamen randomisiert Erdafitinib oder eine Chemotherapie (Docetaxel oder Vinflunin) nach Wahl des Behandelnden.
Das mediane Gesamtüberleben – der primäre Endpunkt – wurde unter Erdafitinib im Vergleich zur Chemotherapie signifikant um mehr als vier Monate verlängert und das relative Sterberisiko um 36 % gesenkt (12,1 vs. 7,8 Monate; Hazard Ratio 0,64; p = 0,005) [2].
Auch bei den sekundären Endpunkten war Erdafitinib deutlich überlegen: Das mediane progressionsfreie Überleben wurde unter Erdafitinib verdoppelt (5,6 vs. 2,7 Monate). Die Gesamtansprechrate war unter Erdafitinib viermal so hoch wie im Kontrollarm (45,6 vs. 11,5 %). Das Nebenwirkungsprofil war handhabbar.
Diese Studienergebnisse unterstreichen den Nutzen der zielgerichteten Therapie mit Erdafitinib bei Betroffenen mit einem fortgeschrittenen Urothelkarzinom und spezifischen FGFR3-Alterationen“, fasste Dr. Lukas Manka, Braunschweig, zusammen. Um Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom zu identifizieren, die von Erdafitinib profitieren können, empfehlen die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) und der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) inzwischen eine frühzeitige molekulare Testung auf FGFR3-Alterationen. „Die molekulare Testung sollte idealerweise bereits bei Diagnosestellung des metastasierten Stadiums, spätestens jedoch während der Therapie mit einem PD-(L)1-Inhibitor stattfinden, der heute meist in der Erstlinie eingesetzt wird“, hob Prof. Gunhild von Amsberg, Hamburg-Eppendorf, hervor. „Denn nur bei einer frühen Testung können geeignete Patientinnen und Patienten zeitnah nach Versagen der PD-(L)1-Inhibitor-Therapie zielgerichtet mit Erdafitinib behandelt werden“, ergänzte sie.
Dr. Annette Junker
Online-Fachpressekonferenz anlässlich der Markteinführung von Balversa® (Erdafitinib) beim Urothelkarzinom am 13.01.2025, veranstaltet von Johnson & Johnson.