Beta-Thalassämie und Sichelzellkrankheit: Neue Geneditierungstherapie zeigt Potenzial für funktionelle Heilung

Für die CRISPR/Cas9-basierte Gen­editierungstherapie Exagamglogen-­Autotemcel (Exa-cel) belegen Langzeitdaten bei Sichelzellkrankheit (SCD) und transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie (TDT) eine anhaltende und klinisch bedeutsame Effektivität, die sich in einer Verbesserung der Lebensqualität widerspiegelt.

SCD und TDT sind schwere, angeborene Störungen der Blutbildung, bei denen nicht nur die hohe Krankheitslast, sondern auch die unerlässliche Therapie eine enorme Hürde für ein normales Leben bedeuten. Bisher bestand die einzige kurative Therapieoption in einer allogenen Stammzelltransplantation. Nun stellt Exa-cel (Casgevy®)eine an den Mechanismen der beiden Krankheiten angreifende Gen­editierungstherapie dar. Die Grundlage der Zulassung durch die Europäische Kommission waren die Daten der Studien CLIMB SCD-121 für SCD und CLIMB Thal-111 für TDT beziehungsweise die der noch laufenden offenen Langzeit­studie CLIMB-131 für beide Entitäten.

Die langfristige Nachbeobachtung bis zu über fünf Jahren zeige, dass alle Patienten einen anhaltenden klinischen Nutzen durch die Geneditierungstherapie erfahren. Das untermauere das Potenzial, dauerhaft zu wirken, sagte Prof. Roland Meisel, Düsseldorf.

Reduktion/Elimination vaso­okklusiver Krisen bei Sichelzellkrankheit

So erreichten 93 % (39 von 42) der SCD-Patienten den primären Endpunkt, die Freiheit von vasookklusiven Krisen (VOCs) über ≥ 12 aufeinanderfolgende Monate (VF12); 98 % wurden nicht wegen VOCs ins Krankenhaus eingewiesen. Im Durchschnitt dauerte die Freiheit von VOCs über 30,9 Monate an; dabei wurde ein Maximum von 59,6 Monaten erreicht. Für drei Studienteilnehmende, die noch kein VF12 erreicht haben, konnte dennoch ein signifikanter klinischer Nutzen verzeichnet werden: Es trat kein akutes Thoraxsyndrom auf, und die Zahl der Krankenhausaufenthalte reduzierte sich um 91,71 und 100,00 % [1].

Transfusionsbedarf bei Beta-Thalassämie reduziert oder eliminiert

Bei TDT wurde nach Exa-cel-Gabe bei 98 % (53/54) der Teilnehmenden mit auswertbaren Ergebnissen eine dauerhafte Transfusionsunabhängigkeit von mindestens zwölf aufeinanderfolgenden Monaten mit einem gewichteten durchschnittlichen Hämoglobinwert von mindestens 9 g/dl (TI12) erreicht. Im Durchschnitt dauerte die Transfusionsunabhängigkeit 34,5 Monate an mit einem Maximum von 64,1 Monaten. Der Teilnehmer, der TI12 noch nicht erreicht hat, ist seit 8,2 Monaten transfusionsfrei.

Alle Patienten zeigten einen dauerhaften Anstieg des Gesamt- und des fetalen Hämoglobins [1, 2]. Die konsistente Wirksamkeit von Exa-cel bei SCD und TDT wurde unabhängig von Alter und Genotyp beobachtet.

Sabine M. Rüdesheim

Pressekonferenz „Markteinführung von ­Exa-cel (­Casgevy®) in Deutschland“ am 19.02.2025 in ­Düsseldorf, veranstaltet von Vertex Pharmaceuticals (Germany) GmbH.