Alles unter Kontrolle?

Kontrolle ist in der Labormedizin allgegenwärtig – sei es in der Verlaufskontrolle von Blutwerten, in der Überwachung von Therapien oder in der Qualitätssicherung von Laboruntersuchungen. 

Durch den Klimawandel etwas „außer Kontrolle“ scheinen hingegen die vektorassoziierten Infektionen zu sein (s. Schwerpunkt): Bedingt durch die steigenden Temperaturen in unseren Breiten kommen immer mehr Infektionsüberträger (Vektoren) zu uns; im ungünstigsten Fall bringen sie auch ihre „blinden Passagiere“ mit. Wie der Beitrag von Lutz Gürtler zeigt, sind beispielsweise Aedes-Mücken – die Überträger des Gelbfieber- und des Chikungunyavirus – inzwischen in Deutschland heimisch geworden. Im Fachartikel von Volker Fingerle und Andreas Sing finden wir eine beeindruckende Übersicht über die Verbreitung von Zecken und der zahlreichen von ihnen übertragenen Infektionserreger in Deutschland. Der Beitrag von Mariam Klouche ist ein Appell an die westliche Welt, Länder der (Sub-)Tropen dabei zu unterstützen, vernachlässigte tropische Erkrankungen (Neglected Tropical Diseases; NTDs) unter Kontrolle zu bringen. Bei der Lösung dieses globalen Problems wird u. a. eine vor Ort verfügbare Labordiagnostik eine entscheidende Rolle spielen.

Im vorderen Teil des Heftes finden Sie zwei Fachartikel zu den klassischen Aufgaben der Laboratoriumsmedizin: Rudolf Gruber zeigt am Beispiel von autoimmunbedingten und komplementvermittelten Nierenerkrankungen, dass diese nach der Diagnose mittels einer adäquaten Therapie erfolgreich kontrolliert werden können. 

Thomas Eller und Ingvild Birschmann beleuchten in ihrem Beitrag den aktuellen Stand zum Monitoring der Therapie mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs). Die Autorin wurde übrigens kurz vor Druck dieser Ausgabe von der Ruhr-Universität Bochum zur außerplanmäßigen Professorin ernannt – das gesamte Trillium-Team gratuliert herzlich!

Und wo wir gerade bei Glückwünschen sind: Ebenfalls sehr herzlich gratulieren wir unserem Schriftleiter für Software und KI Jakob Adler zur Gründung und Leitung der Sektion Digitale Kompetenz und Künstliche Intelligenz (KI) der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL). Ihr Ziel ist es, die Digitalisierung der Laboratoriumsmedizin gezielt voranzutreiben und zukunftsweisende Technologien in die Fortbildung, Forschung und klinische Praxis zu integrieren. Die Bedeutung der digitalen Kompetenz für das medizinische Labor wird auch im Leitartikel von Jakob Adler und seinen Koautor:innen sowie dem zugehörigen Kommentar unseres Herausgebers Georg Hoffmann zum Thema Key Performance Indicators (KPIs) einmal mehr deutlich. Viele der für die Prozessoptimierung und Qualitätssicherung nützlichen Daten werden heute von den Laborinformationssystemen in großem Umfang routinemäßig erfasst. Aber nur wer Standardprogramme gezielt anpassen oder durch eigene Softwaremodule ergänzen kann, wird in der Lage sein, diesen digitalen Schatz wirklich zu heben.

Autor
Dr. med. vet. Sabine Ramspott
Chefredakteurin