Gastkommentar: Farbe fürs Labor

Wenn wir nach London fahren, nervt nicht nur der Linksverkehr, sondern auch, dass wir nicht einmal für das Handy eine passende Steckdose finden. Da kann man nur hoffen, dass bei einer notwendigen ärztlichen Behandlung die Befunde der Labor­untersuchungen vergleichbar sind. Dies wird erreicht durch Standardisierung und Harmonisierung, aber der Weg dorthin ist sehr viel komplexer als die Wahl der richtigen Steckdose.
Ein riesiger Sprung nach vorne ist die Berechnung sog. zlog-Werte; sie vermeidet die unsäglichen Diskussionen über die einzig zulässige Einheit und ermög­licht die intuitive Farbkodierung komplexer Befunde. Auch bei der Labordaten­übertragung kann mit dem zlog-Wert im HL7-Protokoll eine Vielzahl kryptischer Kürzel wie etwa L, H, LL und HH (für leicht oder stark erhöht bzw. erniedrigt) intuitiv ersetzt werden (siehe Artikel LOINC - Recht auf IT-Standards).
Voraussetzung für den zlog-Wert sind möglichst korrekte Referenzintervalle, wie sie indirekt berechnet werden können (s. rechts). Der zlog-Wert – auch wenn er auf Referenzbereichen beruht – mildert die scharfe Grenze zwischen „normal“und „pathologisch“ durch Umrechnung in eine kontinuierliche Farbskala ab. Dieses neue Konzept lässt hoffen, dass unterschiedliche Referenzgrenzen von Labor zu Labor an Bedeutung verlieren, weil Farben eine intuitive Form von common reference intervals darstellen. Dadurch könnte sich letztlich auch die Patientensicherheit massiv verbessern. 

Autor
Priv.-Doz. Dr. Matthias Orth
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