Wie diverse Beispiele aus den USA und Europa zeigen, wird die moderne Labormedizin durch den Einsatz von Patienten-Apps klassische Sektorengrenzen überschreiten. Die Trennung zwischen ambulant und stationär verliert in diesem Kontext an Bedeutung.
Verstärkt wird dieser Trend durch die medizinische Forschung, die mit Spannung darauf wartet, dass unverwechselbare Labordaten mit den jeweiligen Therapien verknüpft werden können.
Denkt man nun an das Schicksal von Patientendaten unter den aktuellen Bedingungen – welche intersektoral und semantisch interoperabel weitergegeben, abgelegt und vermutlich in Auszügen auch dem Patienten auf dessen mobilen Geräten zur Verfügung gestellt werden – so stellt sich die Frage nach der Sicherheit dieser Daten im Sinne einer „unveränderbaren Interpretierbarkeit“. Dass dies immer mehr in das öffentliche Interesse rückt, zeigen die jüngsten regulativen Anstrengungen zur Patienten- und Therapiesicherheit.
Wie aber kann man diese unveränderte Interpretierbarkeit des jeweiligen Einzellaborergebnisses auch außerhalb des jeweiligen Zusammenhanges sichern? Benötigt wird zu allererst wohl eine untrennbare Einheit aus eindeutigen Beschreibungen
- des Laborparameters (im Kontext der Fragestellung),
- des verwendeten Testansatzes (Gerät und Reagenz),
- der Dimension (Maßeinheit),
- des numerischen oder auch nicht-numerischen Ergebnisses
- und der Lage des Ergebnisses zum jeweiligen Referenzintervall.
Nicht minder wichtig ist die Interoperabilität, wobei informationstechnische und semantische Aspekte zu unterscheiden sind. Unter semantischer Interoperabilität versteht man die Fähigkeit von Empfängersystemen, die Daten aus Sendersystemen nicht nur technisch empfangen, sondern auch deren Bedeutung erfassen und in eindeutiger Weise ohne Redundanz und im Sinne des Patientenschutzes verwechslungssicher weiterverarbeiten zu können.
Code-Systeme
Als Werkzeuge zur Sicherung einer eindeutigen Identifikation von Laborparametern stehen folgende Code-Systeme und Terminologien zur Verfügung:
- LOINC – Logical Observation Identifiers Names and Codes
- EUDAMED – European Database on Medical Devices
- UCUM – Unified Code for Units of Measure
- SNOMED CT – Systematisierte Nomenklatur der Medizin, Clinical Terms
- zlog-Wert – Relativwert, der angibt, um wie viele Standardabweichungen ein Messwert vom Mittelwert des Referenzkollektivs abweicht
Sowohl der zlog-Wert als auch die übrigen Terminologien ringen noch um die Aufnahme in den rein deutschen (GKV-, KBV-)Labordatenübertragungsstandard LDT.
LOINC, EUDAMED, UCUM und SNOMED CT sind bereits Bestandteile internationaler Übertragungsstandards der HL7-Familie (CDA R2, FHIR u. a.), wie sie unsere Nachbarn Österreich und Schweiz auch deutschsprachig bereits seit Längerem nutzen.
LOINC-Codes
LOINC wurde unter dem Eindruck wachsenden elektronischen Datenaustausches zwischen Laboreinrichtungen und Auftraggebern vom Regenstrief Institute in Indiana seit 1994 mit dem Ziel der Ablösung proprietärer Code-Systeme durch eine einheitliche Terminologie für Laboranforderung und Laborrückantwort entwickelt und weitergepflegt.
Das Regenstrief Institute hat in der Zeit seit 1994 über 50 Versionen des LOINC-Standards herausgegeben. Mehr als 80.000 Nutzer aus 175 Ländern haben zu einer aktuellen Code-Zahl nahe 100.000 beigetragen.
LOINC existiert in mehr als 20 Sprachen und steht allen Sektoren – öffentlich und privat, sowohl in Forschung und Versorgung als auch regulativ – gemeinfrei unter Copyright offen. Jeder LOINC-Code besteht aus einer bis zu siebenstelligen Zahl (mit Prüfziffer) und wird in verschiedenen Tabellen zur Verfügung gestellt. Diese Tabellen zeigen neben den LOINC-Codes die sechsachsige Systematik der Nomenklatur, d. h. die sechs Dimensionen bzw. „Parts“, die der jeweilige Code charakterisiert:
- Komponente oder Analyt,
- Eigenschaft (z. B. Messgröße),
- Abnahmezeitpunkt oder -zeitraum,
- Probenmaterial,
- Messskalatyp und
- Analysenmethode (optional).
Alle Angaben werden durch Doppelpunkte getrennt [1] (Abb. 1).