Von kleinen Blutsaugern und blinden Passagieren
Den Auftakt der Veranstaltung bildete der Vortrag von Prof. Klaus-Peter Hunfeld über von Zecken übertragene Erreger. Die häufigste vektorübertragene Erkrankung ist in Deutschland nach wie vor die Lyme-Borreliose. Wenn kein Erythema migrans vorliegt, bleibt die Serologie für die Diagnostik die Methode der Wahl. Diese erfolgt idealerweise in zwei Stufen: zunächst mittels Enzym-Immunoassay (EIA) als sensitivem Suchtest und darauf folgend die Bestätigung mittels Immunoblot, um möglichst wenige falsch-positive Ergebnisse zu erhalten. Vorherrschend bei den viralen Erregern ist in Deutschland das FSME-Virus. Die Diagnostik erfolgt über die Serologie mittels ELISA oder Immunoblot und in der virämischen Phase über Real-Time-PCR. Bei TOBB (Tick-borne pathogens other than tick-borne encephalitis and B. burgdorferi) spielen in Europa neben Babesien und Ehrlichien unter anderem die weniger bekannten Erreger Borrelia miyamotoi, Rickettsia conorii und Neoehrlichia mikurensis eine Rolle. Die Diagnose erfolgt hier direkt über Blutausstrich, Zellkultur oder PCR bzw. über serologische Tests (IgM-/IgG-Immunfluoreszenztest, [Multiplex-]Immunoassay [IA] und Immunoblot).
Zu viel Information?
Lebhafte Diskussionen schlossen sich an den Vortrag von PD Dr. Martin Stürmer zur Multiplex-PCR bei respiratorischen Infektionen an. Zu ihren Vorteilen zählen eine geringe Hands-on- sowie eine schnelle Turn-around-Zeit und dass – je nach Panel – (fast) alle relevanten Erreger gleichzeitig bestimmt werden können. Trotz der Erstattungsoption im EBM sind die Kosten bei den Systemen einiger Hersteller noch zu hoch, und in manchen Fällen sind Einsender von der Fülle an Informationen überfordert. Eine gezielte Diagnostik kann Therapieentscheidungen (z. B. antivirale oder antibiotische Interventionen) fundieren, adäquate Hygienemaßnahmen auslösen, Risiken für vulnerable Kontaktpersonen abschätzen und potenzielle Folgeerkrankungen frühzeitig erfassen. Darüber hinaus liefern die im Rahmen der Multiplex-PCR generierten Daten auch einen wertvollen Beitrag zur Surveillance respiratorischer Erreger und zur Beurteilung saisonaler Belastungstrends im öffentlichen Gesundheitswesen.