Trillium Diagnostik 2018; 16(4): 251-252
Direkte orale Koagulanzien (DOAK) sind Faktor-Xa- und Thrombinhemmer, die im Gegensatz zu indirekten Vitamin-K-Agonisten ohne Therapieüberwachung auskommen. Es gibt jedoch Hinweise, dass auch hier ein Drug Monitoring für spezielle Patientengruppen und Fragestellungen hilfreich sein könnte. Da DOAK nahezu alle koagulometrischen Gerinnungstests beeinflussen, müssen die Tests für jedes Medikament mit Bedacht gewählt und interpretiert werden.
Schlüsselwörter: Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban, Dabigatran, Anti-Faktor-Xa, ECT, dTT
Noch vor wenigen Jahren standen als orale Präparate zur Gerinnungshemmung lediglich Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine) zur Verfügung. Bei Indikation zur Antikoagulation und Ausschluss von Kontraindikationen wurden Patienten in Deutschland nach einer initialen Behandlung mit einem parenteralen Antikoagulans in der Regel zur Langzeit-Thrombose- oder Rezidivprophylaxe „marcumarisiert“ (Wirkstoff Phenprocoumon).
Indirekte Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon wirken durch eine Hemmung der Carboxylierung der Faktoren II, VII, IX und X sowie von Protein C und Protein S. Phenprocoumon hemmt die Vitamin-K-Epoxid-Reduktase – ein Enzym, das Vitamin K in reduzierter Form für die γ-Carboxylierung bestimmter Gerinnungsfaktoren zur Verfügung stellt. Die nicht oder nur teilweise carboxylierten Gerinnungsfaktoren sind nur eingeschränkt oder überhaupt nicht aktiv [1].
Die Wirkung von Phenprocoumon tritt erst nach zwei bis vier Tagen ein, und erst ein bis zwei Wochen nach der letzten Einnahme klingt sie wieder ab (durchschnittliche Halbwertszeit 6 Tage) [2]. Zur sicheren Anwendung der Cumarine ist eine individuelle und engmaschige Therapiekontrolle mit regelmäßiger INR-Messung beim Hausarzt oder im Selbstmonitoring unbedingt notwendig.
2008 wurden in Europa mit Dabigatran und Rivaroxaban die ersten DOAK – damals noch neue orale Antikoagulanzien (NOAK) genannt – zur Prophylaxe venöser Thrombembolien bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen zugelassen. Daran anschließend erfolgte die Zulassung für weitere Indikationsgebiete, v. a. die Schlaganfallprophylaxe bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern, und für weitere Wirkstoffe (Apixaban und Edoxaban).
Tab. 1 gibt eine Übersicht über in Deutschland zugelassene DOAK. Ihre Einführung verlief sehr erfolgreich; im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung stieg der Umsatz zwischen 2011 und 2016 von 10 auf 750 Millionen Euro, und der Marktanteil wuchs auf etwa 70%. [3].