Jährlich werden in Deutschland auf 100.000 Einwohner ca. 6 Fälle mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) diagnostiziert. Damit ist die CLL die häufigste Leukämie in Deutschland [1]. Männer sind mit einem Verhältnis von 1,4 : 1 im Vergleich zu Frauen etwas überrepräsentiert. Das mediane Erkrankungsalter liegt bei 73 Jahren, wobei die meisten Patienten bei Erstdiagnose nicht behandlungsbedürftig sind. Etwa 1.000 Männer und 850 Frauen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen einer CLL.
Pathogenese
Die genauen Ursachen der Entstehung einer CLL sind, wie bei den meisten Leukämien, noch ungeklärt. Es kommt zur Proliferation und Ansammlung von reifen B-Zellen, die – das ist für die CLL charakteristisch –, neben dem B-Zell-Marker CD19 und CD20 auch den T-Zell-Marker CD5 exprimieren [2]. Zusätzlich ist die CLL durch eine breite genetische Heterogenität geprägt, d. h. es sind zahlreiche charakteristische Genmutationen im Zusammenhang mit der CLL beschrieben, wie z. B. TP53, NOTCH1 oder SF3B1 [3]. Darüber hinaus sind viele Signalwege, die Proliferation und Zelltod regulieren, bei der CLL dysreguliert. Hier sind insbesondere der B-Zell-Rezeptor-Signalweg, u. a. mit Kinasen wie der Bruton-Tyrosin-Kinase (BTK) oder der Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) zu nennen, die insbesondere bei der Zellproliferation eine Rolle spielen [4]. Außerdem ist bei der CLL eine Fehlregulation von pro-apoptotischen Proteinen wie BCL-2 beschrieben. Dieses bessere biologische Verständnis hat zur Entwicklung und zum Einsatz von zielgerichteten Substanzen geführt, die diese Signalwege modulieren und so zur Krankheitskontrolle bzw. -eradikation beitragen (Abb. 1).