Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot ausging ... von der Bundesärztekammer, dass alles Kalium nur noch aus Plasma gemessen würde. Denn in das Evangelium der Qualitätssicherung für Laboruntersuchungen – die Rili-BÄK – wurde mit der Aktualisierung vom April 2023 eine unscheinbare, aber inhaltsschwere Tabelle B 1-1 neu aufgenommen. Dort steht für die Messgröße Kalium: „Die Verwendung von Serum ist ungeeignet.“ Als Untersuchungsmaterialien werden nur noch Heparinplasma und Vollblut (ggf. mit geeigneten Antikoagulanzien) genannt [1]. Die Rationale dahinter ist, dass beim Gerinnungsvorgang Kalium aus Thrombozyten freigesetzt wird. Dies kann insbesondere bei Patient:innen mit Thrombozytose zu falsch hohen Kaliumwerten führen.
Das wird ja wohl kein großer Aufwand sein, und die Frist für die Umstellung geht noch bis Frühjahr 2026. Da gibt man einfach in sein Laborinformationssystem bei Kalium als Probenmaterial „Li-Hep“ ein, und schon erhöht sich die Anzahl der Probenröhrchen für klinisch-chemische Messgrößen um 70 %! Im Setting unseres Krankenhauslabors ist das die Anzahl der Aufträge, in denen neben anderen Laborwerten auch Kalium aus Serum angefordert wurde. Ganz nebenbei bedeutet das zusätzliche Röhrchen eine etwa zehnfache Preissteigerung für eine Kaliumbestimmung, die normalerweise im Bereich von einem Cent eingekauft wird. Und es konterkariert die Bemühungen, im Rahmen des Patient Blood Management Anzahl und Volumen von Blutproben zu verringern.
Neues Referenzintervall
Zu Ende gedacht ist die schlüssige Vorgehensweise, bei allen Messgrößen, für die nicht ausdrücklich Serum erforderlich ist, Lithium-Heparin-Plasma zu verwenden. Somit wird Plasma statt Serum zum Standardmaterial erhoben – ein Schritt, den wir im St. Franziskus-Hospital Münster vor gut einem Jahr gegangen sind. Lithium-Heparin-Röhrchen sind nur unwesentlich teurer als Serumröhrchen, sodass sich die mit der Umstellung verbundene Kostensteigerung in Grenzen hielt.
Erwartungsgemäß sollten die Kaliumwerte bei der Messung aus Plasma niedriger sein als bei der vorher üblichen Messung aus Serum. Zur Überprüfung wurden die Messergebnisse je zwei Monate vor und nach der Umstellung ausgewertet – jeweils circa 18.000 Werte. Hierzu verwendeten wir die aktuelle Version 1.1.0 des Softwarepakets reflimR, das kostenlos aus dem Internet geladen werden kann [2].
Die Kaliumwerte aus Plasma lagen im Mittel um etwa 0,2 mmol/L niedriger als diejenigen aus Serum (Abb. 1).