KI-Systeme wie ChatGPT haben in den vergangenen Jahren viele Bereiche des Lebens erobert. Vor allem privat nutzen viele Menschen diese digitalen Assistenten. Dies führt aktuell (Stand Juli 2025) allein bei ChatGPT zu ungefähr 2,5 Milliarden Anfragen pro Tag [1] und kostet OpenAI alleine für die Erwiderung von Eingaben wie „Bitte“ und „Danke“ laut CEO Sam Altman einen zweistelligen Millionenbetrag [2].
In der Labormedizin dagegen steht die Nutzung von Large Language Models (LLM) und darauf basierenden agentischen KI-Systemen noch am Anfang. Verschiedene Arbeitsgruppen haben zwar bereits Erfahrungen mit den LLM gesammelt [3, 4] – und auch die EFLM bearbeitet dieses Thema [5] –, doch in der Breite haben sich noch keine LLM-basierten Systeme oder Use Cases durchgesetzt. Dies mag neben einem (noch) eingeschränkten technischen Verständnis auch auf die regulatorischen Hürden wie die DSGVO, die IVDR und die MDR sowie den seit 2024 in Kraft getretenen EU AI Act und die damit einhergehenden Unsicherheiten zurückzuführen sein.
Die Session „KI-Tools im praktischen Einsatz“ widmet sich deshalb verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von LLM im medizinischen Labor. Dr. Jakob Adler (IMD und IHP Berlin), Leiter der im Mai 2025 neu gegründeten Sektion Digitale Kompetenz und KI, wird kurz in die Thematik einführen, wichtige Grundlagen zum besseren Verständnis der Funktionsweise eines LLM legen und die Möglichkeiten und Grenzen der LLM- bzw. KI-basierten Literaturrecherche diskutieren.
Neben der Literaturrecherche sind die Sprachmodelle auch im Bereich der Programmierung hilfreiche Werkzeuge und können somit die Datenanalyse im Labor unterstützen. Dr. Inga Trulson (Herzzentrum München), Leiterin der ebenfalls neu gegründeten Arbeitsgruppe Machine Learning und Deep Learning, wird die Fähigkeiten und Einschränkungen der LLM-basierten Tools für die Entwicklung von Machine Learning Pipelines beleuchten und einen Blick in die Zukunft der – vielleicht nur noch rein in natürlicher Sprache durchführbaren – Datenanalyse wagen.
Zum Abschluss der Session freuen sich die Chairmen Prof. Dr. Thomas Streichert (Universitätsklinikum Köln) und Dr. Jakob Adler, Herrn Öz von der Firma Microsoft zu begrüßen, der einen Einblick in den Aufbau von agentischen KI-Systemen und die Evaluation medizinischer KI-Modelle geben wird. Viele der großen Tech Player wie OpenAI [6], Google [7] und Microsoft [8] arbeiten an Modellen für den medizinischen Bereich. Wir dürfen gespannt sein, wie diese Entwicklungen die Labormedizin beeinflussen werden.