Bei als moderat emetogen klassifizierten Chemotherapien (MEC) müssten ohne Antiemese 30 bis 90 % der Behandelten erbrechen. Die Standardantiemese bei MEC besteht aus einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten (5-HT3-RA) und Dexamethason (Dex), bei carboplatinbasierten Regimen (AUC ≥ 5) und bei jungen Frauen unter Oxaliplatin ergänzt mit einem Neurokinin-1(NK1)-RA [1]. In der MyRisk-Studie ging man der Bedeutung von individuellen Risikofaktoren bei MEC nach [2]. Prof. Alex Molasiotis, Derby, Großbritannien, der die Studie beim ESMO Congress 2025 vorstellte, erklärte: „Die Klassifizierung der Substanzen darf nicht die einzige Grundlage für die Wahl der Antiemese sein.“
In der Studie wurde die Dreifachprophylaxe mit NEPA, einer Fixkombination aus dem NK1-RA Netupitant und dem 5-HT3-RA Palonosetron plus Dex mit der Standardantiemese aus 5-HT3-RA plus Dex verglichen bei 401 Patienten unter MEC mit einem hohen individuellen Risiko für eine Chemotherapie(CTx)-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV). Beim primären Endpunkt, dem kompletten Ansprechen auf die Antiemese (CR; keine Emesis und keine Rescue-Medikation an den Tagen 0 bis 5 nach CTx in drei aufeinanderfolgenden Zyklen) war die Dreifachprophylaxe signifikant überlegen (81,0 vs. 71,8 %; p = 0,012). In der akuten Phase (0 bis 24 h nach CTx) war über die drei Zyklen hinsichtlich der CR kein großer Unterschied zu verzeichnen, wohl aber in der verzögerten Phase mit 82,8 versus 73,7 % (p = 0,010). NEPA plus Dex schützte außerdem besonders gut vor Übelkeit, sodass 71,8 versus 62,4 % der Behandelten einen kompletten Schutz vor CINV über drei Zyklen erlangen konnten.
Die Verträglichkeitsprofile der beiden Antiemese-Regime waren vergleichbar. Auf diese klaren Ergebnisse habe man jahrelang gewartet, sagte Molasiotis. Gerade aufgrund der verbesserten Kontrolle der verzögerten CINV habe die Studie praxisveränderndes Potenzial, und sie unterstreiche die Bedeutung einer personalisierten Einschätzung des CINV-Risikos.
Osteoprotektive Substanzen nach zwei Jahren nur noch alle 24 Wochen
Bisphosphonate beziehungsweise der gegen den RANK(„receptor activator of NF-κB“)-Liganden gerichtete Antikörper Denosumab werden bei Patienten mit Knochenmetastasen üblicherweise alle zwölf oder alle vier Wochen verabreicht.
Sollte diese Therapie mit knochenverändernden Substanzen („bone modifying agents“; BMA) über zwei Jahre hinaus fortgeführt werden oder besser auf eine Verabreichung alle 24 Wochen deeskaliert werden? Dies war die Fragestellung, der man in der REaCT-HOLD-BMA-Studie bei Personen mit Mammakarzinom beziehungsweise mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom und Knochenmetastasten nachging [7]. 240 Teilnehmende erhielten entweder Zoledronat, Pamidronat oder Denosumab alle vier beziehungsweise alle zwölf Wochen oder aber alle 24 Wochen.
Der 24-wöchige Rhythmus war der häufigeren Verabreichung bei den bereits zwei Jahre „regulär“ Behandelten weder hinsichtlich der Lebensqualität noch hinsichtlich symptomatischer skelettaler Ereignisse unterlegen.