Intrakranielle Wirksamkeit
TTFields sind elektrische Wechselfelder geringer Intensität (1 bis 3 V/cm) und intermediärer Frequenz (100 bis 500 kHz), die von einem tragbaren Gerät ausgesandt und über Arrays auf der Haut an den Tumor abgegeben werden. Dort stören sie die Mitose von sich schnell teilenden Tumorzellen, indem sie den Aufbau des Spindelapparats und somit die korrekte Verteilung der Chromosomen beeinträchtigen. Dies kann zur Apoptose führen. Gesunde Zellen werden laut PD Dr. med. Denise Bernhardt, München, dabei geschont, da insbesondere im ZNS nur wenig proliferierendes Gewebe um den Tumor vorhanden sei. So stelle TTFields (Optune Gio®) einen nichtinvasiven und gut verträglichen Bestandteil der Standardtherapie beim neu diagnostizierten Glioblastom vom WHO-Grad 4 nach der Operation und der Radiochemotherapie zusammen mit der Erhaltungschemotherapie mit Temozolomid dar. Für die CE-Kennzeichnung lagen die Ergebnisse der Phase-III-Studie EF-14 vor, die eine signifikante Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens (mPFS) und des Gesamtüberlebens (mOS) gezeigt hatten [1]. „Die Daten der Real-World-Studie TIGER bestätigen die Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf die klinische Routine“, meinte sie. In dieser prospektiven Studie an 81 deutschen Studienzentren ergab sich ein mOS von 19,6 Monaten (95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 17,9–22,4) nach einem medianen Follow-up von 4,7 Jahren [2]. Die 2-Jahres-OS-Rate betrug 27,7 %. Nach Meinung von Bernhardt entspricht dies in dieser Patientenpopulation einem Langzeitüberleben. Sie verwies hierbei auf die Dosis-Wirkung-Beziehung der Heimanwendung: „Der größte Überlebensvorteil wurde bei einer Anwendungsdauer von über 90 % erzielt. Essenziell ist ein Shared-Decision-Making. Die Nebenwirkungen beschränken sich überwiegend auf lokale Hautreaktionen, sodass wir Patienten eine stabile Lebensqualität unter dieser Therapie anbieten können“, berichtete sie.
Intrathorakale Wirksamkeit
Basierend auf den Daten der Phase-II-Studie STELLAR [3] erhielt die TTFields-Therapie (Optune Lua®) plus Pemetrexed und einer platinbasierten Therapie eine CE-Kennzeichnung beim Mesotheliom. Die DGHO-Leitlinie „Pleuramesotheliom“ erwähnt die Anwendung hier als mögliche Therapieoption. Seit April 2025 liegt auch eine CE-Kennzeichnung von TTFields für die Behandlung von Erwachsenen mit einem mNSCLC begleitend zu Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) oder Docetaxel, bei denen es zum Progress während oder nach einem platinbasierten Behandlungsregime gekommen ist, vor. In diesem Zuge werden die elektrischen Wechselfelder in der Living Guideline der European Society for Medical Oncology (ESMO; Stand Juni 2025) als weitere Therapieoption beim mNSCLC mit einem Magnitude of Clinical Benefit Scale (MCBS) von 4 zusammen mit einer ICI-Gabe oder Docetaxel empfohlen.
Die CE-Kennzeichnung beim mNSCLC basiert auf den Daten der Phase-III-Studie LUNAR: Im Vergleich zu ICI oder Docetaxel führte die TTFields-Therapie plus ICI oder Docetaxel zu einer Verbesserung des mOS (13,2 vs. 9,9 Monate; Hazard Ratio [HR] 0,74; 95 %-KI 0,56–0,98; p = 0,035) [4]. Vor allem Patienten, die nur mit ICI behandelt wurden, und jene mit Plattenepithelkarzinom hätten von dem Regime mit TTFields profitiert, erklärte Christoph. Die häufigsten geräteassoziierten unerwünschten Ereignisse (UE) waren Hautirritationen (Grad 1 bis 2) unter den Arrays, darunter Dermatitis, Pruritus, Ausschlag und Hautulzerationen. Hautirritationen (Grad 3) traten nur bei 5 % der Behandelten auf.
Intraabdominelle Wirksamkeit
Daneben konnte TTFields plus Gemcitabin/Nab-Paclitaxel (GnP) in der Phase-III-Studie PANOVA-3 als Erstlinientherapie beim lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom des Pankreas das mOS im Vergleich zu GnP allein verlängern (16,2 vs. 14,2 Monate; HR 0,82; 95 %-KI 0,68–0,99; p = 0,039). Zudem habe sich sowohl das fernmetastasenfreie Überleben von 11,5 auf 13,8 Monate als auch das schmerzfreie Überleben von 9,1 auf 15,2 Monate ausgedehnt, so Christoph. Die häufigsten geräteassoziierten UE waren Hautirritationen vom Grad 1 bis 2 [5].
Sabrina Kempe