Eine globale Umfrage ergab, dass 43 % der Befragten ihre NSCLC-Patienten bereits vor dem Erhalt der Biomarkerergebnisse behandeln würden [1]. Auch Daten des deutschen CRISP-Registers würden zeigen, dass „20 bis 30 % der Patienten nicht einmal die elementare onkogene Diagnostik für EGFR-Mutationen und ALK-Translokationen“ erhalten würden, berichtete Prof. Martin Reck, Großhansdorf, bei einer ELCC-Pressekonferenz. „Wir müssen die Bedeutung der molekularen Testung beständig betonen. Zudem brauchen wir bessere Methoden, um adäquates Biopsiematerial zu erhalten“, forderte er. Denn der Mutationsstatus sei entscheidend für die Therapiewahl.
Neuer Ansatz beim nichtmutierten NSCLC
So gebe es für das Stadium-III-NSCLC ohne onkogene Alterationen einen neuen Ansatz: die Strahlenimmunchemotherapie. Der bisherige Standard ist basierend auf den Daten der Phase-III-Studie PACIFIC [2] die simultane Chemoradiotherapie (cCRT) gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit Durvalumab. In der Phase-II-Studie KEYNOTE-799 bekamen die NSCLC-Patienten nun nicht nur eine Erhaltungstherapie mit Pembrolizumab, sondern sie erhielten den Checkpoint-Inhibitor zuvor auch simultan zur cCRT. Die Studienpopulation wurde dabei abhängig von der NSCLC-Histologie in zwei Kohorten aufgeteilt: Kohorte A (mehrheitlich Plattenepithelkarzinome) und Kohorte B (Nichtplattenepithelkarzinome).
Im 5-Jahres-Follow-up, das Reck beim ELCC 2025 vorstellte, habe sich eine robuste und anhaltende Antitumoraktivität unter Pembrolizumab plus cCRT bestätigt [3]. „Es konnte in beiden Kohorten eine Gesamtansprechrate von über 70 % unabhängig von der Tumorhistologie erzielt werden“, berichtete Reck. Das mediane 5-Jahres-Gesamtüberleben (OS) unterschied sich jedoch deutlich: 35,6 Monate in Kohorte A und 56,7 Monate in Kohorte B.
Mit Blick auf die globale Studienlage ordnete Ramella ein: „Es wurde bisher keine große Verbesserung durch die Immuntherapie simultan zur cCRT erreicht.“ Bisher habe die cCRT mit nachfolgender Immunerhaltung wie in der PACIFIC-Studie bezüglich des medianen OS am besten abgeschnitten. Allerdings schien ihr der Einfluss der Histologie auf die OS-Daten in der Kohorte B der KEYNOTE-799-Studie besonders interessant. Die Therapiestrategie wird nun weiter in der Phase-III-Studie KEYLYNK-012 untersucht.
Standard bestätigt bei EGFR-Mutation
Liegt hingegen eine EGFR-Mutation (Exon-19-Deletion; L858R) beim inoperablen Stadium-III-NSCLC vor, ist der Therapiestandard die Gabe des EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitors Osimertinib anschließend an die cCRT. Ein Update der Phase-III-Studie LAURA bestätigt dies [4]. Nach einer Beobachtungszeit von 39,4 Monaten ergab sich trotz einer hohen Crossover-Rate ein OS-Trend zum Vorteil für Osimertinib mit 58,8 versus 54,0 Monaten unter Placebo (Hazard Ratio 0,67; 95 %-Konfidenzintervall 0,40–1,14; p = 0,140).