ALL: TBI/Etoposid-basierte myeloablative Konditionierung vorteilhaft für AYAs
Es ist bereits bekannt, dass Jugendliche und junge Erwachsene (AYAs) mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) eine Population von Erkrankten darstellen, die von einer Behandlung mit pädiatrischen Erstlinienprotokollen profitiert. In der prospektiven, randomisierten, multizentrischen Phase-III-Studie FORUM konnte nun nachgewiesen werden, dass AYAs auch einen Vorteil von einer TBI(Ganzkörperbestrahlung)/Etoposid-basierten myeloablativen Konditionierung im Vergleich zur Chemokonditionierung vor einer allogenen HCT haben. Das berichtete Dr. Charlotte Calvo, Paris, Frankreich. Sie hatte die Daten der FORUM-Studie, in der Behandelte im Alter von vier bis 21 Jahren evaluiert worden waren, speziell für AYAs im Alter von 15 bis 21 Jahren ausgewertet und präsentierte diese Daten nun beim EBMT-Kongress [1].
Laut Calvo war das ereignisfreie Überleben (EFS) der AYAs mit dem FORUM-Regime im Vergleich zu früheren Daten „exzellent“. Ihre 3-Jahres-EFS-Rate lag bei 78 % und war somit vergleichbar mit den Ergebnissen der jüngeren FORUM-Teilnehmenden. Andere Wirksamkeitsendpunkte wie etwa das Gesamtüberleben (OS) oder die Rate an nichtrezidivbedingter Mortalität zeigten ebenfalls keinerlei Altersabhängigkeit.
Es gab jedoch eine wichtige Einschränkung: Die positiven Studienergebnisse für die AYAs bezogen sich stets darauf, dass die jungen Erkrankten in der ersten kompletten Remissionsphase (CR1) transplantiert worden waren – wie es üblicherweise auch der Fall ist. Erfolgte die Transplantation dagegen erst in der zweiten kompletten Remissionsphase (CR2), war die 3-Jahres-EFS-Rate mit 70 % deutlich schlechter als die der jüngeren Patienten. Das ungünstige Ergebnis war assoziiert mit einer signifikant erhöhten Rezidivrate gegenüber der jüngeren Vergleichsgruppe (p = 0,045), insbesondere aber auch mit einer erhöhten Rate an nichtrezidivbedingter Mortalität (p = 0,025). Calvos Fazit lautete: „AYAs bleiben eine vulnerablere Population, wenn sie in CR2 transplantiert werden.“
R/R cHL: neue Kombinationstherapie mit bispezifischem Antikörper
Da klassische Hodgkin-Lymphome (cHL) sehr empfindlich gegenüber Strahlen- und Chemotherapie sind, können rund zwei Drittel aller Patienten – in frühen Stadien sogar bis zu 90 % – durch den adäquaten Einsatz dieser Therapieverfahren sowie moderner Substanzen wie Brentuximab-Vedotin (BV) geheilt werden. Ungünstig ist hingegen die Prognose für jene Betroffenen, deren Erkrankung nach Versagen von Standardtherapien wie Chemotherapie, BV und Checkpoint-Inhibitoren rezidiviert oder refraktär (r/r) ist.
Nun deuten erste Daten der laufenden multizentrischen Phase-II-Studie LuminICE-203, in der die Kombination aus dem bispezifischen Antikörper Acimtamig mit Off-the-shelf-allogenen natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) evaluiert wird, möglicherweise einen Hoffnungsschimmer an. Das berichtete Dr. Gunjan L. Shah, New York, NY/USA, die für ihre Ergebnisse den Van Bekkum Award 2025 der EBMT erhielt [2].
Acimtamig ist der erste bispezifische Antikörper, der das angeborene Immunsystem antreibt, um über eine Aktivierung von NK-Zellen und Makrophagen gegen CD30-positive hämatologische Tumoren vorzugehen. Der tetravalente bispezifische Antikörper bindet an das Oberflächenantigen CD16A auf NK-Zellen und an CD30 auf Lymphomzellen und bringt die Zellen des angeborenen Immunsystems damit in räumliche Nähe zu den malignen Zellen. Das Abtöten der Tumorzellen via antikörperabhängiger zellvermittelter Zytotoxizität werde durch die ergänzende Gabe der allogenen NK-Zellen (AlloNK) auf synergistische Weise unterstützt, erläuterte Shah.
Präsentiert wurden die Daten der ersten 22 Erkrankten mit r/r HL aus der Run-in-Phase der LuminICE-203-Studie. Eingeschlossen waren stark vorbehandelte erwachsene Erkrankte, die im Median fünf vorherige Therapielinien erhalten hatten, darunter eine intensive Kombinationschemotherapie, PD(L)1-Checkpoint-Inhibitoren und BV; zwei Drittel hatten sich im Vorfeld einer HCT unterzogen. Primärer Studienendpunkt war die Gesamtansprechrate (ORR).
Das Ergebnis war erstaunlich: Trotz starker Vorbehandlung der Teilnehmenden wurde mit der neuen Kombinationsbehandlung eine ORR von 86 % erreicht, mit 55 % kompletten Remissionen.
Das Kombinationsschema hatte außerdem ein gut kontrolliertes Sicherheitsprofil ohne unerwartete Sicherheitssignale. Graft-versus-Host-Erkrankungen (GvHD) oder Fälle von immuneffektorzellassoziiertem Neurotoxizitätssyndrom (ICANS) wurden nicht beobachtet. „Diese frühen Daten unterstützen den gemeinsamen Einsatz von Acimtamig und einem off-the-shelf kommerziell skalierbaren, krykonservierten AlloNK-Zellprodukt im multizentrischen Setting“, konstatierte Shah.
Graft-versus-Host-Erkrankung
Neuer Wirkmechanismus gegen chronische GvHD: ROCK2-Inhibition
Eine Inhibition des Proteins ROCK2 kann möglicherweise einer gestörten Immunhomöostase entgegenwirken. Präklinische Untersuchungen hatten ergeben, dass unter einer ROCK2-Inhibition spezielle Subgruppen von T-Helfer-Zellen (Th17 und Tfh) herunter- und regulatorische T-Zellen (Treg) heraufreguliert werden (Abb. 1) [3].