Gastkommentar:

Es gibt noch viel zu tun

Wie Axel Matzdorff in seinem Übersichtsartikel sehr richtig beschreibt, ist die ITP immer noch in erster Linie eine Ausschlussdiagnostik. Ein wichtiger aktiver Beitrag in der Labordiagnostik ist der Nachweis von Antikörpern (AK) gegen Thrombozyten. Oder muss man sagen wäre? 
Bei der ITP muss man – ähnlich wie beim Coombstest bei Verdacht auf Autoimmun-hämolytische Anämie – unterscheiden, ob man AK gebunden an die Patiententhrombozyten (direkter Nachweis) oder freie anti-Thrombozyten-AK im Serum der Betroffenen (indirekter Nachweis) bestimmen will. Eine 2019 erschienene Übersichtsarbeit [1] findet, wie im Text beschrieben, im Mittel aller Assays eine geringe Sensitivität von knapp 50 %, aber für einige Tests eine sehr hohe Spezifität von über 90 %. Mit der niedrigen Sensitivität kann eine ITP zwar nicht aktiv bestätigt werden, aber die hohe Spezifität würde ausreichen, um eine ITP relativ sicher auszuschließen. Und doch wird die Antikörperdiagnostik in den Leitlinien nicht allgemein empfohlen, sondern nur ggfs. bei chronischem Verlauf und unklarem Krankheitsbild. 
Bisher sind die Tests zum Nachweis von Thrombozyten-AK nur in wenigen Speziall­aboren etabliert. Und mit Inkrafttreten der neuen IVDR ist zu befürchten, dass die wenigen kommerziell erhältlichen Tests auch noch verschwinden. Ein weiteres Problem ist die unterschiedliche Qualität der Assays. Im Prinzip ist der Nachweis von Thrombozyten-AK ein schöner Testansatz, aber damit er in der Routinediagnostik eine wesentliche Rolle spielen kann, muss noch viel getan werden, um eine bessere Performance zu erhalten.

Autor
Prof. Dr. Rudolf Gruber
Mitglied der Redaktion
Zurück zum Artikel
Zurück