Für die Zweitlinientherapie des fortgeschrittenen Leberzellkarzinoms (HCC) stehen heute Substanzen aus verschiedenen Wirkstoffklassen zur Verfügung, sodass die Therapiewahl komplex ist. Direkte Vergleichsstudien gibt es nicht. Ein indirekter Vergleich der Zweitlinienstudien CELESTIAL und RESORCE weist darauf hin, dass Cabozantinib vorbehandelten Patienten eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens um zwei Jahre ermöglichen kann.
Der Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) Sorafenib war die erste systemische Therapie beim fortgeschrittenen HCC. Ein späterer Progress ist aber unvermeidlich, sodass Patienten im Anschluss eine Folgetherapie benötigen. Die weitere Prognose ist sehr heterogen und abhängig vom Progressionsmuster, konstatierte Prof. Dr. Thomas Yau, Hongkong. So spielt es eine Rolle, ob es sich um ein erneutes Wachstum bereits vorhandener intra- oder extrahepatischer Läsionen oder um die Entwicklung neuer Läsionen bzw. um eine vaskuläre Invasion handelt, was für eine sehr schlechte Prognose spricht. Lange Zeit wurde Sorafenib bei einem nicht so ausgeprägten intrahepatischen Progress als Postprogressions-Therapie weiter eingesetzt. Mittlerweile gibt es jedoch mit Nivolumab, Pembrolizumab, Ramucirumab, Regorafenib und Cabozantinib (Cabometyx®) mehrere Substanzen für die Zweitlinie. „Die Sequenztherapie ist daher eine Kunst. Wir benötigen mehr prospektive Daten und Biomarker für die Therapiewahl“, forderte Prof. Dr. Katie Kelley, San Francisco. Bei Patienten, die auf Sorafenib längerfristig ansprachen und den TKI gut vertragen haben, plädierte sie für die Umstellung auf einen alternativen TKI wie Cabozantinib in der zweiten Linie. Positive Ergebnisse zu Cabozantinib lieferte die Phase-III-Studie CELESTIAL, in der der TKI bei 760 Patienten mit fortgeschrittenem HCC nach 2 : 1-Randomisierung gegen Placebo geprüft wurde [1]. Alle waren mit Sorafenib vorbehandelt; gut ein Viertel hatte bereits zwei Vortherapien erhalten. Durch Cabozantinib wurde das Sterberisiko um relativ 24% gesenkt, das Gesamtüberleben (OS; primärer Endpunkt) von median 8,0 Monaten im Placeboarm auf 10,2 Monate verlängert (Hazard Ratio 0,76; p = 0,005). Auch das progressionsfreie Überleben (PFS) wurde deutlich verbessert – von median nur 1,9 Monaten unter Placebo auf 5,2 Monate (HR 0,44; p < 0,0001). Mit Regorafenib steht ein weiterer TKI für die Zweitlinientherapie des HCC zur Verfügung. Allerdings gibt es bislang keine direkten Vergleichsdaten für die Therapiewahl in der Zweitlinie. Diese Lücke füllt jetzt ein indirekter Vergleich (MAIC; matching-adjusted indirect comparison) der Daten von CELESTIAL und der Regorafenib-Studie RESORCE [2]. Für die Auswertung wurde ausschließlich die Zweitlinien-Subpopulation aus der CELESTIAL-Studie herangezogen. In dieser Subgruppe wurde das PFS mit Cabozantinib signifikant um 2,1 Monate verbessert (5,49 vs. 3,39 Monate; p < 0,05). Auch beim OS zeichnet sich ein gut einmonatiger Vorteil zugunsten von Cabozantinib ab (11,40 vs. 10,29 Monate). Auf Basis der MAIC wertete Kelley Cabozantinib als sehr aktive Substanz in der Zweitlinie. Das Ergebnis spricht nach ihren Worten für die Wahl dieses TKI bei HCC-Patienten nach Sorafenib.
Katharina Arnheim
Symposium „International multidisciplinary team approaches to HCC management“ im Rahmen des ESMO-Kongresses 2019 am 28.09.2019 in Barcelona, unterstützt von Ipsen Pharma.
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