Chemotherapie-frei gegen Morbus Waldenström
Aus der Literatur: Klinik
Der M. Waldenström schreitet langsam fort, ist aber zurzeit noch nicht heilbar, sodass die Therapie möglichst nebenwirkungsarm sein sollte. In der internationalen Phase-III-Studie iNNOVATE des European Consortium for Waldenstrom’s Macroglobulinemia (ECWM) wurde eine Chemotherapie-freie Kombination aus Rituximab und Ibrutinib getestet.
Rituximab wird in der Onkopedia-Leitlinie in Kombination mit Chemotherapie zur Primärtherapie und im Rezidiv empfohlen, Ibrutinib ist aufgrund von Phase-II-Daten im Rezidiv zugelassen. Für die Phase-III-Studie wurden weltweit 150 symptomatische Patienten – therapienaiv und im Rezidiv – rekrutiert. Sie erhielten Rituximab sowie randomisiert entweder Ibrutinib oder Plazebo bis zur Progression. Im Knochenmark wurde der Mutationsstatus bezüglich MYD88 und CXCR4 bestimmt, der das Ansprechen auf eine Ibrutinib-Monotherapie beeinflussen kann. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, sekundäre Endpunkte Ansprechen, eine anhaltende hämatologische Verbesserung sowie Sicherheit.
Die progressionsfreie 30-Monats-Überlebensrate war unter der Kombination mit 82% beinahe dreimal höher als im Rituximab-Monotherapiearm mit 28% (Hazard Ratio 0,20; p < 0,001). Dieser Vorteil der Kombination war unabhängig vom MYD88- und CXCR4-Mutationsstatus, und auch bei den sekundären Endpunkten war die Kombination signifikant überlegen.
Die häufigsten Nebenwirkungen im Kombinationsarm waren Infusionsreaktionen, Diarrhö, Arthralgien und Nausea. An Grad-3/4-Toxizitäten traten hier Vorhofflimmern (12% vs. 1%) und ein Hypertonus (13% vs. 4%) häufiger, Infusionsreaktionen (1% vs. 16%) und eine IgM-Überproduktion (8% vs. 47%) seltener auf als im Monotherapie-Arm. Stärkere Blutungen waren in beiden Gruppen mit jeweils 4% gleich häufig.
Für Waldenström-Patienten sind diese Ergebnisse ein weiterer Fortschritt, vor allem für diejenigen mit prognostisch ungünstigen Genveränderungen, die bislang auf Ibrutinib alleine nur unzureichend angesprochen haben. Vor allem wird damit die klassische Chemotherapie beim M. Waldenström voraussichtlich bald Geschichte sein.
Josef Gulden