Checkpoint-Inhibition: Warum profitieren Frauen weniger davon?

Aus der Literatur: Klinik

Ein Geschlechtsdimorphismus bei Reaktionen des Immunsystems ist bekannt, aber bislang wurde nicht untersucht, ob auch geschlechtsspezifische Unterschiede zum Beispiel bei der Wirksamkeit von Immuncheckpoint-Inhibitoren existieren. Italienische und US-amerikanische Onkologen und Statistiker untersuchten das in einer Metaanalyse.

Die große Metaanalyse benutzte Daten von insgesamt 20 randomisierten Studien, in denen mehr als 11.000 Patienten (überwiegend solche mit Melanom und mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom) einen Checkpoint-Inhibitor (Ipilimumab, Tremelimumab, Nivolumab oder Pembrolizumab) oder eine entsprechende Kontrolltherapie erhalten hatten. Über alle Studien gemittelt betrug die Hazard Ratio für Gesamtüberleben bei den Männern 0,72 (95%-Konfidenzintervall 0,65–0,79), bei den Frauen 0,86 (95%-KI 0,79–0,93), d. h. bei den Männern wurde das Mortalitätsrisiko um 28%, bei den Frauen hingegen nur um 14% reduziert. Mithilfe eines Interaktions-Tests konnte nachgewiesen werden, dass dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern signifikant war (p = 0,0019). 

Warum der Nutzen einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren bei Frauen zwar ebenfalls vorhanden ist, aber so deutlich geringer ausfällt, bleibt unklar. Womöglich muss man sich für weibliche Patienten alternative Immuntherapie-Strategien ausdenken. 

Auf jeden Fall, so die Autoren, sollte man bei der Planung künftiger Studien mit Checkpoint-Inhibitoren darauf achten, ausreichend viele weibliche Teilnehmer zu rekrutieren, um falsche Schlussfolgerungen aus überwiegend mit Männern erzielten Ergebnissen zu vermeiden.

Josef Gulden