Kongress der European Association of Urology (EAU) 2025

Blasenkarzinom: Deeskalierung von adjuvanter ­Therapie und Nachbeobachtung

Zum 40. Mal fand Europas größtes Urologentreffen in Madrid, Spanien, statt: der Jahreskongress der European Association of Urology (EAU). Tumoren des Urogenitaltrakts waren auch im Jahr 2025 wieder ein wichtiges Thema. Wir greifen hier neue Erkenntnisse zum Blasenkarzinom auf – der Trend geht bei dieser Entität wie bei vielen anderen Tumoren ebenso hin zur Deeskalation.

Schlüsselwörter: Blasenkarzinom, zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA), Immuntherapie, Deeskalation, ­adjuvante ­Therapie, Nachbeobachtung

ctDNA-geführte adjuvante Immuntherapie

Die Standardtherapie für das nicht metastasierte muskuläre invasive Blasenkarzinom (MIBC) sind die neoadjuvante Chemotherapie (NAC) und eine anschließende radikale Zystektomie (RC). Trotzdem entwickelt ungefähr die Hälfte der Behandelten innerhalb von zwei Jahren Metastasen. Bei Betroffenen mit hohem Rückfallrisiko wird eine adjuvante Immuntherapie empfohlen, wohingegen die übrigen Patienten nachbeobachtet und nur bei einem sichtbaren Rezidiv weiterbehandelt werden.

Ein Hilfsmittel, um zu entscheiden, wer von einer adjuvanten Immuntherapie profitiert, könnte die serielle Messung der zirkulierenden Tumor-DNA (ctDNA) im Blut der Patienten sein. So stellte sich in der dänischen TOMBOLA-Studie laut dem Kommentator Prof. Joost L. Boormans, Rotterdem, Niederlande, in der „Best of EAU“-Session heraus, dass eine solche ctDNA-geführte adjuvante Immuntherapie nach RC machbar ist und Potenzial für eine Deeskalierung bietet [1]. So scheine es sicher zu sein, bei Patienten, die nach einer RC ctDNA-negativ sind und dies auch bleiben, die Therapie mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab zurückzuhalten, erklärte er. Andersherum korrespondiere bei Patienten mit positiver ctDNA die ctDNA-Clearance durch die adjuvante Immuntherapie mit einem guten Therapieergebnis. Dies deckt sich laut Boormans mit den Daten der schon 2024 publizierten ImVigor011-Studie [2].

Urin-Biomarkertest in der Nachbeobachtung

Auch beim hochgradigen nichtmuskulären invasiven Blasenkarzinom (NMIBC) gibt es einen Ansatz zur Deeskalierung. Die Nachbeobachtung der Patienten erfordert aufgrund des Risikos für ein Rezidiv oder eine Progression die regelmäßige Zystoskopie. Nichtinvasiv und nebenwirkungsfrei wäre ein Biomarkertest im Urin. Erstmals randomisiert untersucht wurde der Ansatz von alternierender Anwendung von Urintest und Zystoskopie in der dänischen Studie DaBlaCa-15.

Darin konnte mit dem Urin-Biomarkertest XBCM die Anzahl der Zystoskopien nach der Darstellung von Boormans halbiert werden, wobei die Urinteststrategie der regelmäßigen Zystoskopie bezüglich der Rezidivwahrscheinlichkeit nicht unterlegen war [3]. „Der Urintest zur Deeskalierung der Nachbeobachtung in Hochrisiko-NMIBCs ist bereit, klinisch implementiert zu werden“, folgerte Boormans.

 

Bericht vom 40. Kongress der European Association of Urology (EAU) 2025 vom 21. bis 24.03.2025 in Madrid, Spanien.