Neutrophile Granulozyten – versatile Immunzellen
Neutrophile Granulozyten sind die häufigsten Immunzellen im menschlichen Blut. Sie sind einerseits in der Lage Krankheitserreger zu erkennen, aufzunehmen und zu zerstören, und tragen somit wesentlich zur antimikrobiellen Abwehr bei. Andererseits geht die Einwanderung von Neutrophilen ins Ge-webe immer mit einem Kollateralschaden einher, der unter Umständen zu chronischen Entzündungen führen kann. Im menschlichen Körper werden täglich 1 x 1011 Neutrophile im Knochenmark gebildet und in die Zirkulation freigesetzt. Diese Vorgänge werden durch Chemokine, Adhäsionsmoleküle sowie Wachstumsfaktoren kontrolliert, wobei die Expression des CXC-Motiv-Chemokinrezeptors 4 (CXCR4) das Zurückhalten bzw. Freisetzen der Neutrophile aus dem Knochenmark reguliert. Mit zunehmender Verweildauer in der Zirkulation kommt es zu einer vermehrten Expression von CXCR4 auf der Zelloberfläche von Neutrophilen wodurch diese ins Knochenmark zurückwandern und dort beseitigt werden [1]. Bei akuten Entzündungen, wie sie während einem Herzinfarkt auftreten, werden Neutrophile vermehrt rekrutiert, wobei sie proteolytische Enzyme oder reaktive Sauerstoffspezies (ROS) freisetzen, welche den Herzmuskel schädigen [2]. Des Weiteren wurde kürzlich gezeigt, dass Neutrophile auch chronische Entzündungen der Gefäßwand und die daraus resultierende Atherosklerose vorantreiben, was zu einem schlechteren Verlauf für die Betroffenen führen kann [3]. Im Folgenden sollen wichtige Aspekte Neutrophilen-getriebener Entzündungsreaktionen während kardiovaskuläre Krankheiten näher beschrieben werden.