IgG-Antikörper in der Therapie von Autoimmunität und Krebs
Ein wichtiger Durchbruch in der Therapie von Autoimmun- und Krebserkrankungen ist der Einsatz von sogenannten „Biologicals“. Rekombinant hergestellte Immunglobulin-G(IgG)-Antikörper sind ein wichtiger Vertreter dieser Klasse von Wirkstoffen und sind inzwischen bei vielen Autoimmun- und Krebserkrankungen ein fester Bestandteil moderner Therapien [1, 2]. Im Menschen werden fünf sogenannte Antikörperisotypen unterschieden: IgA, IgD, IgE, IgM und IgG. Während IgD und IgE im Serum normalerweise nur in sehr geringen Mengen vorkommen, handelt es sich bei IgM, IgG und IgA um die häufigsten Antikörperisotypen. Besonders IgG-Antikörper stellen aufgrund ihrer hohen Aktivität, ihrer langen Halbwertszeit und ihrer Fähigkeit, passiv oder aktiv in fast alle Bereiche des Körpers zu gelangen, eine attraktive Plattform für den therapeutischen Einsatz dar. Verantwortlich für die unterschiedliche Funktion und Aktivität der Antikörperisotypen ist der sogenannte konstante oder Fc (Fragment crystallizable) Teil des Antikörpermoleküls [3]. So ist der Fc-Teil eines IgE-Antikörpers zum Beispiel dafür verantwortlich, dass das Antikörpermolekül an Rezeptoren auf Mastzellen bindet und diese dann im Rahmen der Erkennung eines eindringenden Parasiten oder aber infolge der Aufnahme von Allergenen aktiviert werden können. Im Gegensatz zu diesem sehr engen Wirkspektrum von IgE-Antikörpern zeichnen sich IgG-Antikörper durch ihre Fähigkeit aus, mit fast allen Immunzellen interagieren und diese aktivieren zu können. Die Bindung der vier IgG-Subklassen (IgG1–IgG4) an Immunzellen wird über eine Familie von Rezeptoren, den sogenannten Fcγ-Rezeptoren (FcγR), vermittelt (Abb. 1) [4]. Neben drei aktivierenden Rezeptoren (FcγRI, FcγRIIA und FcγRIIIA) gibt es auch einen inhibitorischen Fc-Rezeptor, FcγRIIB, und einen selektiv auf Neutrophilen exprimierten, GPI-verankerten, FcγRIIIB. Mit Ausnahme von B-Zellen, auf denen nur der inhibitorische FcγRIIB vorkommt, und NK-Zellen, die vorwiegend den aktivierenden FcγRIIIA exprimieren, kommen auf den meisten Immunzellen – wie etwa Eosinophilen, Neutrophilen, Monozyten, Makrophagen und Dendritischen Zellen – sowohl aktivierende als auch inhibitorische FcγR vor (Abb. 1).