Probenlogistik endlich angemessen finanzieren

Ohne die ausgefeilte Transportlogistik der Facharztlabore deutschlandweit können weder Krankenhäuser noch Praxen ihre Aufgaben in der Patientenversorgung erfüllen. Unverständlich bleibt daher die Hinhaltetaktik der gesetzlichen Krankenkassen: Ihr schon lange erwartetes Signal für eine deutliche finanzielle Aufwertung der Probenlogistik ist auch im Herbst 2022 ausgeblieben. 
Seit Beendigung der Lockdowns in der COVID-19-Pandemie werden Menschen in Logistikberufen am Arbeitsmarkt intensiver denn je umworben. Die Lohnkostenentwicklung liegt weit über dem allgemeinen Durchschnitt. In nur 12 Monaten ist zudem der Dieselpreis um rund 50 % gestiegen. Noch hinzu kommen deutliche Kostensteigerungen bei Verbrauchs­materialien. 
„Die Krankenkassen müssen die Kostenstrukturen im medizinischen Labor realistisch einschätzen. Die derzeitige Vergütung bildet die Sachkostenentwicklung nicht mehr ab“, kritisiert der Lübecker Laborarzt Andreas Bobrowski. Der BDL-Vorsitzende fordert, die Transportziffer 40100 EBM in Verbindung mit einer grundlegenden Reform der Infrastruktur-Finanzierung endlich an die Inflationsentwicklung der vergangenen Jahre anzupassen. 


BDL-Hauptstadtbüro
buero-berlin[at]bdlev[dot]de


Austausch mit Minister Habeck

Am 23. November fiel in Anwesenheit von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck der Startschuss für den neuen Round Table Gesundheitswirtschaft des BMWK. Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) engagiert sich gemeinsam mit anderen Branchenverbänden in diesem auf mehrere Jahre angelegten Dialogprozess. Das Ziel lautet, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche stärken, die Standortbedingungen in Deutschland zu verbessern und so den Weg für mehr Innovationen zu ebnen. Dafür sind bis Ende 2023 zunächst fünf Arbeitstreffen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten geplant.
Eines der Kernthemen aus Sicht des VDGH ist, dass auch sechs Monate nach Geltungsbeginn die IVDR unverändert eine Vielzahl an Herausforderungen und bürokratischen Hürden für den Standort Deutschland mit sich bringt. Der VDGH setzt sich dafür ein, dass gerade die klein- und mittelständisch geprägte MedTech-Branche pragmatische Hilfen bei der Umstellung auf die neuen Regelungen erhält. Aktuell gefährden die Anforderungen vor allem Innovationen und Nischenprodukte für seltene Erkrankungen. Letztlich hat dies negative Folgen für die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland und Europa.


Torsten Kiesner 
kiesner[at]vdgh[dot]de

 


DIAGNOSTIK 2030: Digital, innovativ, leistungsfähig – Gute Medizin nur mit uns?!

Mit diesem zukunftsorientierten Thema hatten die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e. V. am 21. November 2022 zu ihrer diesjährigen Fokusveranstaltung in das Museum für Gegenwart, dem Hamburger Bahnhof in Berlin, geladen. 

Die Keynote zu den Möglichkeiten des medizinisch-technologischen Fortschritts und Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik hielt der aus zahlreichen TV-Sendungen bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Mit einem außerordentlich spannenden, interaktiven und unterhaltsamen Beitrag zog er das Fachpublikum in seinen Bann. „Wir brauchen globale Empathie. Wenn wir von Zukunft reden, ist die wahrscheinlich größte Challenge, dass wir unsere Kultur hinterfragen müssen. In vielfacher Hinsicht“, resümierte Yogeshwar. Er bleibe zuversichtlich, dass dies zu schaffen sei, forderte aber eine breitere Debatte.
Nicht weniger fesselnd waren die kurzen Impulsvorträge zu Zukunftsthemen und Herausforderungen, denen sich auch die Laboratoriumsmedizin stellen muss. Prof. Dr. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Bonn, verschob den Fokus in Sachen „Pandemic Preparedness“ von der aktuellen Corona-Pandemie auf eine ganz andere Problemstellung: „Wir schätzen, dass es 1,7 Millionen Viren gibt, die noch nicht einmal die Virologen kennen. Davon sind 400.000 humanpathogen und damit gefährlich für den Menschen.“ Deutschland müsse besser auch auf andere Virenausbrüche vorbereitet sein. Dazu müsse das Verständnis von Viren insgesamt besser werden.
 

Dem Thema Interoperabilität widmete sich Dr. Gottfried Ludewig. Der Senior Vice President von T-Systems International verwies auf die dramatischen Veränderungen im Bereich der Gesundheitsdaten. Es gebe zwar viele verschiedene Datenstandards, diese könnten jedoch oft nicht zusammengeführt und damit auch nicht ausgewertet werden. „Wenn man auf einen Regulator wartet, dann werden einen die anderen Player einfach überholen“, so Ludewig. Er ermutigte die Labore, gemeinsam mit anderen Akteuren eigene Standards zu setzen, dann habe man eine echte Chance.
Dr. Dirk Kuhlmeier vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) verwies auf vielfältige Schwierigkeiten auf dem Weg hin zu einer modernen und digitalisierten Medizin. Im klassischen Laboralltag gebe es viele Handlungsschritte zu absolvieren, die fehleranfällig seien. Manuelle Arbeitsschritte seien teuer und auch mit einem Kontaminationsrisiko verbunden. „Deswegen arbeiten wir schon seit vielen Jahren daran, die Labordiagnostik auf eine Chipkarte zu bringen, ein ‚Lab-on-a-Chip‘.“

Der Geschäftsführer von Exact Sciences Deutschland, Erwin Morawski, verdeutlichte am Beispiel des Oncotype DX Breast Recurrence Score® die Schwierigkeiten bei der Einführung von Innovationen in das deutsche Gesundheitssystem. Vom ersten Antrag bis zur Entscheidung eines positiven EBM habe es sieben lange Jahre gedauert. Bei der Einführung neuer pharmazeutischer Produkte sei Deutschland bereits gut aufgestellt. Morawski forderte eine vergleichbare Regulation auch für Dia­gnostikprodukte. 
Dr. Michael Müller, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Vorsitzender des ALM e. V., sprach über ärztliche Verantwortung. Ärztinnen und Ärzte seien vor allem weisungsfrei von den Interessen Dritter und dem Gemeinwohl verpflichtet. Was gute Medizin ausmache und wer diese ausübe, sei auch eine Frage des gesellschaftlichen Diskurses. Nach seinem Verständnis als Arzt gehöre dazu eine gute Prävention, das sichere Erkennen von Krankheiten und das Ermöglichen von Therapie und Monitoring. „Ich bin mir ganz sicher, dass wir auch im Jahr 2030 weiterhin Ärztinnen und Ärzte im Labor haben werden. Wir werden aber komplett anders arbeiten. Wir werden hoffentlich von viel besserer Interoperabilität und Digitalisierung unterstützt werden. Und dann werden wir auch eine noch bessere Medizin machen können als heute.“
Der ALM e. V. dankte im Besonderen Frau Jessica Hanneken, die mit ihrer professionellen und sympathischen Moderation durch eine spannende Veranstaltung führte. Interessierte finden die Aufzeichnung der Impulsreferate und der Podiumsdiskussion sowie kurze Interviews, zahlreiche Fotos und Impressionen der Veranstaltung auf der Website des ALM e. V. unter 

www.alm-ev.de/fokus


Berlin-Brandenburg auf der MEDICA 2022

Im November dieses Jahres war es wieder soweit: Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg präsentierte sich vom 14. bis 17.11. mit einem Ländergemeinschaftsstand auf der MEDICA in Düsseldorf – der weltweit größten Messe der Medizin-Branche auf über 260 qm. Auf dem Gemeinschaftsstand in Halle 3 fanden die Besucher das geballte Know-how von über 20 Ausstellern an einem Ort, die ihr umfangreiches Leistungsspektrum an Produkten und Dienstleistungen der In-vitro-Diagnostik vorstellten.
Prof. Dr. Jörg-M. Hollidt, Vorstandsvorsitzender des DiagnostikNet-BB: „Besonders stolz machte es uns, den Fachbesuchern wieder eine so große Anzahl an Unternehmen präsentieren zu können. Unser Dank gilt insbesondere dem Land Brandenburg, das es uns mit seiner Unterstützung erlaubt, einen hochkarätigen Stand zu stellen, der das enorme Potenzial der Hauptstadtregion angemessen repräsentiert.“
Einer der Höhepunkte des Auftritts war der „Abend der Diagnostik“ am Ende des zweiten Messetages: Hier bot sich die Gelegenheit zum persönlichen Austausch auf hohem fachlichen Niveau, wobei Themen der Produktzulassung, Zertifizierungsfragen und Marktbesonderheiten für Länder wie China oder die USA im Vordergrund standen. 


Dr. Frauke Adams, f.adams[at]diagnostiknet-bb[dot]de
www.diagnostiknet-bb.de


Labormedizin – Herausforderungen auf allen Ebenen

Die Ausgestaltung und konkreten Konsequenzen der In-vitro-Diagnostik-Regulation für den Laborbetrieb bleiben ein fortbestehender Unsicherheitsfaktor. Richtungsweisendes betreffend selbstentwickelter Analyse­verfahren wird von der in Aussicht gestellten EU Guidance erwartet, die auch in der Schweiz referenziert wird. Nach der willkürlichen linearen Tarifkürzung bei den Fachlaboren im August wird durch die Behörden die Tarifrevision unter stetig wechselnden Spielregeln weiterverfolgt, während sich teuerungs­bedingt die Kostensteigerungen negativ bemerkbar machen.
Aus der gegenläufigen Entwicklungen auf der Kosten- und Ertrags­seite resultiert eine Diskrepanz, welche die Laborversorgung in der Schweiz einem veritablen Stresstest aussetzt. Die In-vitro-Diagnostik-Branche scheint Gegenstand eines gesellschaftlichen Experimentes zu sein: Wie stark kann man eine systemrelevante Branche unter Druck setzen, bevor daraus in Bezug auf Qualität und Quantität versorgungskritische Mängel entstehen? Limitierend ist dabei heute primär die angespannte Personalsituation. Angesichts der anspruchsvollen Rahmenbedingungen gestaltet es sich als große Herausforderung, bestehenden und angehenden Fachkräften in der Branche attraktive Perspektiven zu vermitteln. Gelingt dies nicht, droht der Labormedizin in der bisher bekannten Form die Marginalisierung, weil es schlicht an Expertise fehlen wird, um den Beitrag des medizinischen Labors zur Qualität, Sicherheit und Innovation in der medizinischen Versorgung zu erhalten und das brachliegende Potenzial zu erschließen. Die SULM sucht nach Rezepten – und präsentiert sich zum Jahresbeginn mit ihrer neuen Website.


Dr. Philipp Walter
Präsident Schweizerische Union für Labormedizin SULM
www.sulm.ch


Innovative Biotechnologie-Branche fordert Ausbildung und Zuwanderung von Fachkräften für die Zukunft

Der aktuelle Fachkräftemangel ist auch in der hochinnovativen Biotechnologie-Branche deutlich zu spüren; das ergab eine Umfrage unter Biotechnologie-Unternehmerinnen und -Unternehmern, die der Branchenverband BIO Deutschland im Herbst 2022 durchgeführt hat. Während im Herzstück der Biotechnologie – der wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung (FuE) – die Welt noch halbwegs in Ordnung scheint, sehen Unternehmerinnen und Unternehmer die Lage im technischen Bereich und im Marketing als zunehmend schwierig an. So gaben 50 Prozent und mehr an, die Rekrutierung in den Bereichen Vertrieb und Management sowie technische Forschung und Entwicklung (FuE) sei schwierig. Die Suche nach Laborassistentinnen und -assistenten gestaltet sich sogar für rund 70 Prozent als Herausforderung. 
Auch mit Blick auf die nächsten zwei Jahre sind die Unternehmens­lenker nicht optimistisch, vor allem was die Bereiche technische FuE und Laborassistenz angeht. Hier erwarten 54 bzw. 60 Prozent eine weitere Verschlechterung bei der Rekrutierung. Eine Verbesserung über alle abgefragten Bereiche erwarten nur wenige. Um mehr Fachkräfte zu mobilisieren, forderten 76 Prozent der Befragten, die Ausbildung in Schule und Studium in den MINT-Fächern zu verbessern; 68 Prozent waren der Ansicht, dass Zuwanderung helfen könnte, die Fachkräfte-Lücke zu schließen.

Dr. Claudia Englbrecht
Pressesprecherin/Managerin Public Relations
englbrecht[at]biodeutschland[dot]org

 


Weiterbildung Praxisanleitung gemäß APrV ab 2023

Mit Inkrafttreten des neuen MTB-Gesetzes am 01.01.2023 sind nach §20 MTBG in der praktischen Ausbildung der medizinisch-technischen Berufsgruppen erstmalig qualifizierte Praxisanleiter:innen zwingend erforderlich, um den Lernerfolg der Aus- und Weiterzubildenden zu gewährleisten. Das heißt, dass jede Einrichtung, die aktiv an der Aus- und Weiterbildung von Auszubildenden beteiligt ist, mindestens zwei ausgebildete Praxisanleiter:innen beschäftigen muss. 
Ab 2023 bietet das DIW-MTA die Weiterbildung „Praxisanleitung“ mit einem Umfang von 300 Stunden an, die den neuen gesetzlichen Vorgaben entspricht und in Anlehnung an die strukturellen und inhaltlichen Vorgaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft durchgeführt wird. Um die Weiterbildung zu beginnen, muss eine Berufserlaubnis in einem Gesundheitsberuf sowie eine mind. einjährige Berufserfahrung vorliegen. 
Die Weiterbildung erfolgt berufsbegleitend und muss innerhalb von 24 Monaten abgeschlossen werden. Der Einstieg ist jederzeit möglich. Weitere Informationen rund um die Weiterbildung finden Sie hier:


https://diw-mta.de/mentoring-mta-fortbildung