Next Generation

Gleich drei Fachartikel und eine Produktübersicht dieser Ausgabe beschäftigen sich mit Next Generation Sequencing (NGS). Während diese Technik in die Routine der Mutationsdiagnostik von Leuk­ämien und Lymphomen sowie von soliden Tumoren wie dem kolorektalen Karzinom schon länger Einzug gehalten hat, ist die Nutzung für eine Resis­tenzvorhersage aus Genomdaten von Bakterien wie Mycobacterium Tuberculosis noch relativ neu. Beide Einsatzbereiche haben gemeinsam, dass eine Auswertung der Daten ohne massive Computerunterstützung nicht mehr möglich ist. Die nächste Generation des Laborpersonals wird also um eine erhebliche digitale Kompetenz nicht herumkommen. Die Digitalisierung ist vor allem bei der Automation der analytischen Prozesse der Klinischen Chemie und der Immunoassays zum Schlüsselfaktor geworden. 
Bei der Abrechnung von Laborleis­tungen gibt es Neuigkeiten: Syndromisches Testen auf respiratorische, sexuell übertragbare und gastrointestinale Erreger kann jetzt nach EBM-Katalog adäquat vergütet werden. Das könnte der Startschuss für ein Vergütungssystem der nächsten Generation werden, das nicht mehr den Labortest, sondern die Krankheit als Ganzes im Blick hat. Davon profitieren dann sicher nicht nur die Kinder, wenn sie sich mit einem gastrointestinalen Infektionserreger wie Clostridioides difficile angesteckt haben. 
Einen ganz neuen Einsatzzweck für die Dia­gnostik entnehmen wir unserem Schwerpunkt Sportmedizin: Dort beschäftigt man sich häufig nicht mit Kranken, sondern mit Gesunden. So stellt sich z. B. die Frage, ob man die Belastung von Athlet:innen durch die Überwachung von blutbasierten Biomarkern steuern kann. Manchmal ist auch die richtige Interpretation der Biomarker eine Herausforderungung: Ist es normal, dass die Troponin-Konzentration nach hoher körperlicher Belastung wie einem Marathonlauf ansteigt – oder ist es in manchen Fällen vielleicht doch ein Hinweis auf pathologische Veränderungen des Herzens? Auch der Beitrag zu „Return to Sports“ nach SARS-CoV-2-Infektion beschäftigt sich mit der von unserem Herausgeber aufgeworfenen Frage, ob Sport wirklich so gesund ist, wie wir alle denken. Die erfreuliche Nachricht ist, dass die Rate der schweren Myokarditis-Fälle bei COVID-19 deutlich geringer ist als zu Beginn der Pandemie befürchtet und einem zeitnahen Wiedereinstieg in den Sport in den meisten Fällen nichts entgegensteht. Für die Zusammenstellung und Betreuung des Schwerpunktes möchte ich mich bei Prof. Dr. med. Stefan Holdenrieder vom Deutschen Herzzentrum München ganz herzlich bedanken.

Dr. med. vet. Sabine Ramspott

Chefredakteurin