Kaum jemand hätte 2012 vorausgedacht, dass die Bedeutung der fachärztlichen Versorgung mit medizinischer Labordiagnostik im Jahre 2022 gesellschaftlich so bekannt und anerkannt sein würde.
Leistungsstarke Strukturen in der Pandemie
Mit dem Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie Anfang 2020 und insbesondere in deren Verlauf wurde klar, welche enormen Vorteile und Möglichkeiten in der in Deutschland vorhandenen Struktur einer leistungsstarken flächendeckenden ambulanten Versorgung mit wohnortnahen fachärztlichen medizinischen Laboratorien und einer ebenso effizienten Krankenhausstruktur liegen. Auch die fachlich gute Zusammenarbeit zwischen fachärztlich-diagnostischen Laboren, Universitäts-Instituten sowie dem Konsiliarlabor für Coronaviren an der Charité in Berlin und letztlich die vertrauensvolle Verbindung zu den IVD-Herstellern waren eine der tragenden Säulen dafür, dass innerhalb weniger Wochen die SARS-CoV-2-PCR-Diagnostik aufgebaut werden konnte.
Rasch wurden auch die zugehörige Qualitätssicherung extern wie intern und die Verfügbarkeit zugelassener Reagenzien für manuelle, teil- sowie hochautomatisierte Gerätesysteme für den Versorgungsbedarf einer sich sehr dynamisch entwickelnden Pandemie realisiert. Positiv beispiellos sind auch die früh etablierte Abrechnung der PCR ab Februar 2020 im EBM und ab Sommer 2020 in der Coronavirus-Testverordnung für die Testung asymptomatischer Personen, die das notwendige Maß an Sicherheit mit Blick auf die schnell erforderlichen umfangreichen Investitionen in Infrastruktur, Logistik, Geräte und Personal brachten.
Wöchentliche statistische Erhebungen zu SARS-CoV-2
Die Mitgliedslabore im fachärztlichen Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin, ALM e. V., haben im März 2020 entschieden, nach Anfragen zu verfügbaren Testkapazitäten proaktiv einen Beitrag zur bestmöglichen Einschätzung und damit Bewältigung der Pandemie zu leisten. Mit der Entwicklung und Etablierung einer wöchentlichen Datenerhebung zum SARS-CoV-2-Testgeschehen (PCR, Antigen, Antikörper) und den zugehörigen verfügbaren PCR-Testkapazitäten, bis zum Sommer 2021 auch zu Fragen der Verfügbarkeit von Reagenzien und Verbrauchsmaterialien, konnten unter Beteiligung von bis zu 183 Laboren in Deutschland aus dem ambulanten, stationären und auch öffentlich-rechtlichen Bereich immer ca. 90 Prozent des berichteten Testgeschehens in einer standardisierten und strukturierten Form an das BMG, das RKI, die KBV und in Teilauswertungen auch an die Gesundheitsministerien einer Reihe von Bundesländern übermittelt werden.
Ungewohnte Anerkennung
Möglich wurde das dank der enorm professionellen inhaltlichen Arbeit von Uli Früh (Uli Früh Consulting GmbH, Reutlingen). Mehr als 100 Datenerhebungen und weitere Sondererhebungen zu den Themen Kapazitätsaufbau und Kostenstruktur sind mittlerweile erfolgt. Diese kontinuierliche Arbeit hat zusammen mit einer Vielzahl von Stellungnahmen zu Verordnungen und Gesetzen und Positionspapieren, der Beteiligung an Anhörungen des Ausschusses für Gesundheit im Deutschen Bundestag, der Mitarbeit im Ärztlichen Pandemierat der Bundesärztekammer, der aktiven Beteiligung in Krisenstäben sowie der proaktiven Kommunikation mit Lösungsvorschlägen der fachärztlichen Labore in Deutschland über den ALM e. V. eine bisher nicht gekannte Aufmerksamkeit und auch Anerkennung für die geleistete Arbeit verschafft.
Diese gilt es, in der Zukunft so einzusetzen, dass die fachärztlichen Labore und die dort Beschäftigten das nötige Maß an Wertschätzung und Berücksichtigung in den Entscheidungen bekommen, das für eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung mit Medizin aus und mit dem Labor notwendig und auch angemessen ist.