Historie und Aufbruch

Die „Deutsche Pathologische Gesellschaft“ wurde 1897 unter dem Vorsitz von Rudolf Virchow gegründet. Seither führte sie regelmäßig – außer in der Zeit der beiden Weltkriege – Jahrestagungen durch, deren 100. im Mai 2016 in Berlin stattfindet (S. 211). In ihrem Grußwort betonen Prof. Ruth Knüchel-Clarke (Kongresspräsidentin) und Prof. Peter Schirmacher (Vorsitzender der heutigen Deutschen Gesellschaft für Pathologie) die lange Tradition der zell- und gewebebasierten Diagnostik und zugleich die rasante Weiterentwicklung, die das Fach in den letzten Jahren durch die Molekular­pathologie erfahren hat.
Dieser Synthese von Historie und Aufbruch widmen sich auch die beiden molekulardiagnostischen Schwerpunktthemen der vorliegenden Ausgabe. Sie zeigen, dass medizinisch Nützliches nur aus der Kombination von Bewährtem und Neuem entsteht. So stellen die Autoren der beiden folgenden Beiträge aus unterschiedlicher Sicht übereinstimmend dar, dass die Analytik zirkulierender DNA im Blut neue Möglichkeiten für die Tumordiagnostik und individualisierte Therapie eröffnet, dass aber die Gewebeuntersuchung weiterhin ihren hohen Stellenwert für die Interpretation der Ergebnisse behält. Und die 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Erkenntnis, dass Gebärmutterhalskrebs durch Viren ausgelöst wird, hat zwar die HPV-Impfung als hochwirksame präventive Maßnahme hervorgebracht (S. 212), doch in der Diagnostik bleibt die Zytologie bis auf Weiteres der Goldstandard (S. 210).
„Zurück zur Zukunft“ lautet das Motto der 100. Jahrestagung. Es spiegelt diese Synthese zwischen Historie und Aufbruch in perfekter Weise wider.

Prof. Christopher Poremba
Mitglied der Redaktion