Metastasiertes CRPC: Wirksamkeit von Abirateron/P im Versorgungsalltag bestätigt
In der Erstlinientherapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) können bestimmte Faktoren des Versorgungsalltags eine Herausforderung darstellen, darunter das Alter und bestimmte Komorbiditäten der Patienten. Darüber und über sinnvolle Therapiesequenzen diskutierten Experten während einer digitalen Meet-the-Experts-Veranstaltung.
Schlüsselwörter: Prostatakarzinom, mCRPC,
In der Erstlinientherapie des nicht oder mild symptomatischen mCRPC bei Patienten, die systemisch zuvor nur mit einer konventionellen Androgendeprivationstherapie (ADT) behandelt wurden, ist der Androgenbiosynthese-Inhibitor Abirateronacetat plus Prednison/Prednisolon eine zentrale Säule. Die Studie COU-AA-302 hatte zur Zulassung in dieser Indikation geführt [1].
Im Versorgungsalltag sind aber auch Real-World-Daten wichtig. PD Dr. Stefan Hinz, Chefarzt am Vivantes Prostatazentrum Berlin, stellte eine multinationale retrospektive Beobachtungsstudie vor, in der Abirateron/P bei Chemotherapienaiven Patienten mit nicht oder mild symptomatischem mCRPC (n = 481) ein medianes progressionsfreies Überleben (PFS) von 10,8 Monaten erzielt hatte [2].
Kastrationsresistenz
Eine Kastrationsresistenz beim Prostatakarzinom wird diagnostiziert, wenn die Krebserkrankung fortschreitet, obwohl der Patient eine klassische Hormonentzugstherapie (LHRH-Analoga) erhält.
Kastrationsresistenz liegt unter folgenden Voraussetzungen vor
- Testosteron < 50 ng/dl (< 1,7 nmol/l) und entweder
- biochemisches Fortschreiten: ab einem PSA-Wert > 2 ng/ml Nachweis von drei konsekutiven PSA-Anstiegen mit einwöchigem Abstand, zwei davon müssen mehr als 50 % über dem tiefsten Posttherapie-PSA (Nadir) liegen oder
- radiologisches Fortschreiten: Neuauftreten von ≥ 2 Knochenmetastasen im Knochenszintigramm oder Vergrößerung von Weichteilmetastasen.
Daten aus der Versorgungsroutine bestätigen Zulassungsstudie
Laut Hinz ergänzen diese Daten die Ergebnisse der Zulassungsstudie COU-AA-302, wobei unter Alltagsbedingungen ältere und kränkere Patienten eingeschlossen worden waren. Das mediane Alter bei Studieneinschluss betrug in der Beobachtungsstudie 75,0 Jahre (vs. 71,0 Jahre in der Zulassungsstudie), und 68,4 % der Patienten hatten mindestens eine Begleiterkrankung − zumeist eine kardiovaskuläre Erkrankung, einen Diabetes oder eine Nierenfunktionsstörung. Des Weiteren wurden in die Beobachtungsstudie Patienten mit einem ECOG-Performance-Status von ≥ 2 sowie Patienten mit Viszeralmetastasen eingeschlossen – beides Ausschlusskriterien der Zulassungsstudie. Die mediane Zeit bis zum Therapieversagen lag bei 10,0 Monaten; sie ähnelte somit der in der COU-AA-302-Studie ermittelten medianen Therapiedauer von 11,8 Monaten (Subgruppe ≥ 75 Jahre).
Abirateron/P in der Sequenz ganz nach vorne stellen
Hinsichtlich der antihormonellen Sequenztherapie des mCRPC nach Versagen einer konventionellen ADT kann, basierend auf Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie, neben Abirateron/P auch Enzalutamid zum Einsatz kommen.
Service für Ärzte – Interaktives Patientenbild zur modernen Sequenztherapie
Auf der Website von Janssen finden Ärzte ein interaktives Patientenbild zur modernen Sequenztherapie des mCRPC.
Prof. Kurt Miller veranschaulicht hier in kurzen Videosequenzen, welche therapeutischen Entscheidungen im Verlauf der Erkrankung zu treffen und welche Aspekte im Alltag zu berücksichtigen sind:
www.janssenmedicalcloud.de – im Bereich Produkte > ZYTIGA > Services > Videos > interaktives Patientenbild [4].
Eine Behandlung mit Docetaxel ist grundsätzlich ebenfalls möglich, laut der Leitlinie aber nur mit einer Kann-Empfehlung. Professor Kurt Miller, Berlin, hob aber die Vorteile eines Therapiebeginns mit Abirateron/P hervor, was durch eine prospektive und mehrere retrospektive Studien sowie eine Meta-Analyse der retrospektiven Studien belegt werde [3]. So war im Vergleich zur Therapiesequenz Enzalutamid gefolgt von Abirateron/P das kombinierte PFS bei den Patienten, die zuerst Abirateron/P erhalten hatten, signifikant länger (HR 0,57; p = 0,02 bzw. HR 0,37; p < 0,0001).
Damit ergänzt die Meta-Analyse die Ergebnisse der retrospektiven Einzelstudien.
Dr. Annette Junker
Meet the Experts online „Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms 2020 – Herausforderungen und Strategien im klinischen Alltag“ am 25.06.2020, veranstaltet von Janssen-Cilag GmbH.