Das Potenzial der NK-Zelle
Natürliche Killer (NK)-Zellen sind ein wichtiger Bestandteil des angeborenen Immunsystems und eine starke Waffe unseres Körpers im Kampf gegen entartete Krebszellen und virusinfizierte Zellen. Ihr prozentualer Anteil im peripheren Blut innerhalb der Lymphozytenpopulation beträgt ca. 10–15 %. Charakteristisch für NK-Zellen ist die Expression des Antigens CD56 und das Fehlen von T-Zell-assoziierten CD3-Antigenen auf der Zelloberfläche. In Abhängigkeit von der Stärke der CD56-Expression werden zwei Subpopulationen unterschieden, wovon die eine zytotoxische Aktivität aufweist und die zweite durch die Sekretion von Zytokinen (z. B. IFNy, TNFα) immunregulatorische Aufgaben übernimmt. Im Gegensatz zu anderen Immunzellen sind NK-Zellen zu einer spontanen Lyse ohne vorherige Sensibilisierung befähigt. Daher spielen sie eine wichtige Rolle in der frühen Phase einer Immunantwort. Diese kann über das direkte Freisetzen zytotoxischer Granula (Perforin/Granzym B) oder das Auslösen eines Apoptosepathways durch Beteiligung von CD95L und TRAIL (Tumor Necrosis Factor Related Apoptosis Inducing Ligand) erfolgen. Welchen Weg die NK-Zelle wählt, unterliegt keinem Zufall, sondern ist gesteuert. So beobachteten Prager et al. das Umschalten von einem schnellen, durch zytotoxische Granula induzierten Zelltod auf eine langsamere Todesrezeptor-vermittelte Tötung, die eine Art Backup-Strategie für die NK-Zelle darstellt [1]. Ihre Stimulierung wird durch ein Repertoire an verschiedenen inhibierenden (Killer Cell Immunoglobulin-like Receptors, KIRs) und aktivierenden (Natural Cytotoxicity Receptors, NCRs; Natural Killer Group 2 Member D, NKG2D) Rezeptoren reguliert [2, 3]. Über die KIRs werden Zellen nach der von Kärre und Ljuggren aufgestellten „missing self“-Hypothese, die keine oder eine nur unzureichende Anzahl von MHC-Klasse-I-Molekülen (MHC = Major Histocompatibility Complex) auf ihrer Oberfläche aufweisen, erkannt und eliminiert [4]. NK-Zellen, deren KIRs keine entsprechenden Liganden auf der Zielzelle finden, können bei einem sogenannten KIR-Mismatch nicht effektiv inhibiert werden und greifen an. Ein weiterer funktionaler Mechanismus ist die Antikörper-abhängige zellvermittelte Toxizität (ADCC), möglich durch die Ausrüstung der NK-Zelle mit einem niedrig affinen Fcγ-Rezeptor III (CD16), der an den Fc-Teil eines IgG-Antikörpers binden und somit eine Immunantwort auslösen kann. In der Summe zeugen diese natürlichen Fähigkeiten der NK-Zelle von ihrem hohen therapeutischen Potenzial (Abb. 1).