Das Epigenom als Fundament der Zellidentität
Das Immunsystem besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Zelltypen, die sich alle aus gemeinsamen Vorläuferzellen im Knochenmark differenzieren. Es ist daher ein eindrückliches Beispiel für die umfänglichen Differenzierungsprozesse, die kontinuierlich im menschlichen Körper ablaufen. Die dabei zugrunde liegenden molekularen Mechanismen liegen auf der epigenetischen Ebene, d. h. in der dreidimensionalen Struktur des Genoms, und sind damit weitgehend unabhängig von der DNA-Sequenz, die sich ja zwischen den unterschiedlichen Zelltypen nicht unterscheidet (Ausnahme: BCR-, TCR- und Immunglobulin-Gene in Lymphozyten). Es ist also die Struktur des Chromatins, d. h. die Packungsdichte und Zugänglichkeit der DNA für Transkriptionsfaktoren und Polymerasekomplexe, die entscheidet, welche Gene in einer Zelle abgelesen werden können, und welche nicht (Euchromatin bzw. Heterochromatin, Abb. 1, grüne Kästen).