Allergien haben in den letzten Jahrzehnten weltweit an Häufigkeit zugenommen, ohne dass die Gründe hierfür letztendlich geklärt wären. Dabei sind allergische Erkrankungen nicht neu; die wichtigsten Krankheitsbilder wie Asthma, Urtikaria oder Ekzem, auch Hinweise auf Nahrungsmittelallergie finden sich schon in der antiken Literatur. Im 19. Jahrhundert erfolgte die erste exakte Beschreibung und die Entdeckung von Pollen als Auslöser des Heufiebers. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich mit der Namensgebung „Allergie“ (1906), der Entdeckung der Anaphylaxie (1902) und von Histamin als hauptsächlichem Mediator (1910), der Übertragbarkeit der Überempfindlichkeit mit Serum (1921) und der Beschreibung des familiären Auftretens als „Atopie“ (1923) ein wachsendes Verständnis der pathophysiologischen Zusammenhänge. Die moderne Allergologie beginnt mit der Entdeckung von Immunglobulin E durch Ishizaka in den USA und Johansson in Schweden, bereichert durch das Th1-Th2-Konzept (Mosmann) und die Entdeckung von Interleukin 4 (Coffman) Ende der 80er-Jahre. Parallel dazu entstanden die ersten rekombinanten Allergene aus Birken-Pollen und Hausstaubmilben. Die Geschichte der einzigen kausalen Therapie – abgesehen von Karenz – nämlich der Allergen-spezifischen Immuntherapie (ASIT) beginnt 1911 und bleibt im Zentrum der Allergiebehandlung mit wesentlich besser gereinigten und standardisierten Produkten sowie unterschiedlichen Applikationswegen. Die Pharmakotherapie von Allergien beginnt vor 1910 mit den Katecholaminen Adrenalin und Ephedrin – später weiter entwickelt bis hin zu selektiven β2-Agonisten - und dem ersten Antihistaminikum 1937. Große Fortschritte gab es durch die Entdeckung von Kortison, insbesondere in seiner topischen Applikation an Haut und Schleimhäuten, gefolgt von topischen Calcineurin-Inhibitoren anfangs 2000. Die Ära der Biologika der Allergologie beginnt mit Anti-IgE (Omalizumab) und wird nun in Bälde durch zahlreiche andere Zytokine, monoklonale Antikörper sowie Rezeptor-Antagonisten (Dupilumab) bereichert. Den begeisternden Fortschritten in der experimentellen und translationalen Allergieforschung steht die ernüchternde standespolitische Situation gegenüber, in der sich die intensive Zusatzweiterbildung zum „Allergologen“ weder in den Kompetenzen, noch in den Erstattungsmöglichkeiten niederschlägt. Die Einführung eines eigenständigen Facharztes „Allergologie“ wird seit Jahren diskutiert.