Hochaktuelle Jubiläumstagung mit „historischen Meilensteinen“

Rückblick 47.Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie

Mit ihrer 47. Jahrestagung feierte die Deutsche Gesellschaft für Immunologie in Erlangen ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Erfolg der Jubiläumstagung trug neben dem vielfältigen Tagungsprogramm mit aktuellsten Forschungsergebnissen aus allen Bereichen der Immunologie auch die Präsentation „Historischer Meilensteine“ mit einer spannenden Posterausstellung zur Geburtsstunde der Immunologie und einer umfassenden Festschrift zur Geschichte der Immunologie in Deutschland bei. 

Über 1.000 nationale und internationale Teilnehmer aus 27 Ländern haben in 3 Plenarsitzungen, 12 Hauptsymposien, 25 Workshops und 4 Satellitensymposien die neuesten immunologischen Errungenschaften in der Grundlagenforschung, klinischen Forschung und Therapie von Patienten diskutiert. Die über 200 wissenschaftlichen Vorträge wurden durch knapp 500 Poster komplementiert. Nachwuchswissenschaftler präsentierten ihre Arbeiten einem großen Publikum in der prominent platzierten Young Immunologists Session und herausragende Nachwuchsforscher wurden mit renommierten Preisen geehrt. Insgesamt 59 Aussteller informierten die Teilnehmer über neueste innovative Produkte und Entwicklungen für Diagnostik und Forschung.
Einer der Tagungshöhepunkte war der historische Festvortrag über die Entdeckung und Erforschung von Antikörpern von Prof. Fritz Melchers vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin beim feierlichen Festakt, den Tagungspräsident Prof. Hans-Martin Jäck eröffnete. In einem zweiten Festvortrag gab der bekannte Immunologe Prof. Tak Wah Mak aus Toronto, Kanada, einen persönlichen Rückblick über seine wissenschaftlichen Entwicklungen, die er gemeinsam mit deutschen Immunologen erreichte.
Die Forschungsschwerpunkte des Standorts Erlangen wurden in Plenarvorträgen widergespiegelt. Der Fokus lag hier auf B-Zellen, die durch die Produktion von Antikörpern wesentlich zur Bekämpfung von Infektionen beitragen, auf der Infektionsimmunologie, der Analyse von Abwehrmechanismen des Immunsystems gegen virale, bakterielle und parasitäre Erreger sowie auf Klinischer Immunologie, die Störungen des Immunsystems, die beispielsweise im Falle von Allergien, bei der Bildung von Tumoren und bei Auto­immunkrankheiten auftreten, untersucht.
Neueste immunologische Therapieansätze wurden von renommierten nationalen und internationalen Wissenschaftlern präsentiert. Prof. Klaus Rajewsky vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch, einer der Gründer der DGfI, berichtete über neue Erkenntnisse zu Therapien bei B-Zell-Tumoren. Prof. Georg Schett, Erlangen, stellte sehr vielversprechende Erkenntnisse zur Resolution entzündlicher Erkrankungen der Gelenke vor. Neueste Studienergebnisse bei rheumatischen Erkrankungen zeigen, dass durch eine frühzeitige immunologische Therapie 50–60% Remissionen erreicht werden können. Auch bei Schuppenflechte und Morbus Bechterew seien mithilfe von Immuninterventionen erfolgreiche Behandlungen möglich. Prof. Dirk Haller, Lehrstuhl für Ernährung und Immunologie an der TU München, präsentierte spannende neue Ergebnisse über die Rolle des Mikro­bioms für Gesundheit und Krankheit. Prof. Ugur Sahin (Mainz) zeigte, wie die Analyse des Mutanoms von Krebszellen den Weg für die Entwicklung neuer und leistungsfähiger Krebsmedikamente ebnete.
Klinisch orientierte Vorträge befassten sich z. B. mit den von Prof. Gerold Schuler vorgestellten neuen Therapien beim Melanom – der zellvermittelten DC-Therapie und den Checkpoint-Inhibitoren. Der Fokus lag hier auf dem Management von Nebenwirkungen bei der Antikörpertherapie, mit der die Aussichten für Melanom-Patienten dramatisch verbessert werden konnten.
Weitere Berichte zu neuen Therapien bei hämatologischen Tumoren umfassten neue Antikörper und die Therapie mit sogenannten CAR-T-Zellen. So zeigen Studien, dass Krebstherapien mit Antikörpern (sogenannten Checkpoint-Inhibitoren), die beim Melanom erfolgreich eingesetzt werden, auch bei soliden und hämatologischen Tumoren wie dem Lungenkarzinom als Monotherapie wirken. Jeder dritte Patient profitiert von dieser Therapie – aber bei zwei Dritteln der Patienten schlägt sie noch nicht an. Als vielversprechend gilt bei akuter lymphatischer Leukämie eine Krebs-Immuntherapie, bei der T-Zellen aus dem Tumor­patienten außerhalb des Körpers so durch Gentransfer verändert werden, dass sie nach Rückgabe in den Patienten den Tumor erfolgreich bekämpfen. Vor wenigen Wochen wurde diese erste individualisierte Gentherapie mit Immunzellen in den USA zugelassen. Prof. Michael Lohoff, aktueller Präsident der DGfI, betonte den hohen Stellenwert der Grundlagenforschung, die den erfolgreich eingesetzten Immuntherapien vorausgeht.
Besonders spannend erschienen zudem aktuelle Erkenntnisse aus dem Bereich der Infektiologie zu einer neuartigen HIV-Impfung, die nicht klassisch funktioniert, sondern bei der notwendige Gene verpflanzt werden. Lebhafte Diskussionen gab es zu neuen Studienergebnissen zur Schutzimpfung für Tuberkulose, die Prof. Stefan H. E. Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie Berlin in seinem Vortrag „Wie bekommt man den erfolgreichsten Infektionserreger der Welt unter Kontrolle?“ vorstellte.
 

Kerstin Aldenhoff
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Conventus

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