Bericht über den Second German-Australian Immunological Workshop „Immunoregulatory Mechanisms in Health and Disease“

Aus der Fachgesellschaft

Nach dem großen Erfolg des 1. Deutsch-Australischen Workshops im Dezember 2015 in Canberra, Australien, wurde zur Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Austausches zwischen Immunologen beider Länder nun ein zweiter Workshop in Deutschland ausgerichtet. Dieser Workshop wurde im Anschluss an die in Erlangen stattgefundene Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) vom 16.–18. September 2017 im Hotel Rhön Residence in Dipperz-Friesenhausen bei Fulda veranstaltet.

Leitthema des Workshops war die Immunregulation in Gesundheit und Krankheit. Fehlregulationen spielen bei immunvermittelten Erkrankungen, zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen, Diabetes, bei Krebs und bei chronischen Infektionen, eine zentrale Rolle. Ein besseres Verständnis dieser Fehlregulationen wird helfen, neue Therapieansätze zu identifizieren. Das Kongressprogramm selbst war aufgrund der hohen Teilnehmerzahl sehr umfangreich. Einige besonders bemerkenswerte Vorträge werden hier kurz dargestellt. Susanne Heinzel, amtierende Präsidentin der Australasian Society for Immunology und Mitglied der DGfI, und Phil Hodgkin vom WEHI in Melbourne haben kürzlich mithilfe eines mathematischen Modells zeigen können, dass die genaue Teilungsanzahl und Lebensdauer von T-Zellen und kürzlich auch in B-Zellen durch zwei verschiedene "Uhren" wie z. B. den Transkriptionsfaktor c-myc vorherbestimmt ist, was in Nature Immunology publiziert werden konnte. Diese Arbeit wurde mit besonderem Interesse aufgenommen, da biomathematische Methoden gerade hochaktuell in der Immunologie sind und einen waren Wissensschub verursachen. Chris Goodnow, der designierte Direktor des renommierten Garvan Institutes in Sydney, hat elementare Beiträge zur Aufklärung der B-Zell-Toleranz geleistet. Derzeit befasst er sich mit immungenetischen Grundlagen von Autoimmunerkrankungen. Er präsentierte seine neueste, in J. Exp. Med. publizierte Arbeit zur Rolle des Crosstalks zwischen MYD88-Mutation, die zur Lymphomentstehung durch Dysregulation der B-Zellrezeptorkomponenten CD79b beiträgt. Cecile King, ebenfalls vom Garvan Institute Sydney, konnte zeigen, dass die Immunantwort heterologer Erythrozyten, z. B. nach Transfusion, nicht, wie bisher gedacht, nur über Toll-like-Rezeptoren, sondern auch über die Erkennung zytosolischer RNA über RIG-I-like Rezeptoren und den mitochondrial anti-viral signaling adaptor (MAVS)-Signalweg erfolgt. Diese Arbeit wurde in Cell Reports veröffentlicht. Sammy Bedoui, Peter Doherty Institute Melbourne und ebenfalls Mitglied in der DGfI, konnte als erster eine Rolle des Inflammasoms für die Kreuzpräsentation in antiviralen Immunantworten zeigen. Er präsentierte in Fulda seine neueste in Cell Reports publizierte Arbeit zur Rolle von IL-15 in der immunogenen Programmierung von T-Zellen. Ruth Ganss, eine Deutsche, die nun in Perth forscht, stellte ihre neueste Nature Immunology Publikation vor, in der sie zeigen konnte, dass die Induktion intratumoraler lymphoider Strukturen und die Normalisierung von Gefäßausformung durch Antikörpertherapie gegen das LIGHT-Molekül eine Therapie zur immunologischen Krebsbekämpfung darstellt. Axel Kallies, ebenfalls ein deutscher Kollege und Mitglied der DGfI vom WEHI in Melbourne, stellte seine neuesten Arbeiten über die NFκB-vermittelte Kontrolle regulatorischer T-Zellen vor, die wie eine thematisch verwandte Arbeit von Christian Kurts zur Tumortherapie durch Treg-Depletion mittels pharmakologischer NFκB-Blockade in Cell Reports veröffentlich wurde. Andreas Strasser und Marco Herold, beide WEHI Melbourne, konnten durch einen genomweiten CRISPR/cas9-Ansatz verschiedene p53 targets identifizieren, was für Tumortherapien von besonderem Interesse ist. Stephen Turner Monash, University Melbourne, zeigte mittels der sogenannten HiC-Methode, wie epigenetische Genregulation in virusspezifischen T-Zellen erfolgt. Dirk Brenner aus Luxemburg präsentierte seine Immunity-Publikation zur Rolle von Gluthation in der Regulation des T-Zell primings durch Entfernung von reactive oxygen species, die wichtige Zellsignalwege wie NFAT aufrecht hält. Magdalena Huber und Michael Lohoff aus Marburg präsentierten ihre Arbeit über die Rolle von IRF1 und IRF4 in der Aktivierung von Th9-Zellen. Zeinab Abdullah aus Bonn präsentierte ihre Arbeit zur Rolle der mikrobiellen Translokation im Darm bei Leberzirrhose, die durch chronisches Typ-I-Interferon-Signaling die myeloiden Zellen der Leber paralysiert, was die häufige Infektexazerbation bei Zirrhosepatienten erklärt.Es ist zu erwarten, dass dieses Treffen genauso zur Bildung von Kooperationen beitragen wird wie der erste Workshop in Canberra 2015. Für 2019 ist ein dritter Workshop im Zusammenhang mit dem Jahrestreffen der ASI in Adelaide geplant. Abschließend möchten die Organisatoren der DFG und der IRT2168 „Bonn And Melbourne Research and Graduate School (Bo&MeRanG)“ für finanzielle Unterstützung sowie Catherine Drescher und Lucie Delforge, beide aus Bonn, sowie Agnes Giniewski und Anja Glanz, beide aus Erlangen, für die Unterstützung bei der Ausrichtung dieses Symposiums ganz herzlich danken.

 

Prof. Dr. Christian Kurts, Rheinische
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Prof. Dr. Hans-Martin Jäck
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen

Bericht über den 6. Argentinisch-Deutschen Workshop „Challenges in Infection Medicine“

Das sechste bi-nationale Meeting zwischen deutschen und argentinischen Infektiologen fand am 12. September 2017 im Rahmen der 47. Jahrestagung der DGfI in Erlangen statt. Organsiert von Prof. Tim Sparwasser und Dr. Luciana Berod war auch diese Zusammenkunft unter der Schirmherrschaft der DGfI und der argentinischen Schwester-Fachgesellschaft SAI ein voller Erfolg. Bisher fanden die Meetings in Buenos Aires (2012), Hannover (2013), Córdoba (2014), Braunschweig (2015) und Mar del Plata (2016) statt. Knapp 80 Teilnehmer hatten sich 2017 angemeldet, um einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte in Deutschland und Argentinien zu erhalten.

„Das Treffen war eine gelungene Plattform für neue Kontakte und Kooperationen zwischen deutschen und argentinischen Wissenschaftlern“, sagt Tim Sparwasser. „Die regelmäßigen Treffen haben zu einer interkontinentalen Forschungspartnerschaft geführt, wie die hervorragenden Vorträge gezeigt haben.“
Im ersten Teil des Satellitensymposiums Challenges in Infection Medicine haben deutsche und argentinische Forscher über die Bedeutung von T-Zellen, dendritischen Zellen und Makrophagen in unterschiedlichen Infektionen gesprochen. Im zweiten Teil standen B-Zellen und Impfungen im Fokus der Vorträge. „Ein besonders schönes Beispiel für die translationalen Kooperationen zwischen den Kontinenten ist das Projekt Development of a Shiga toxin neutralizing equine hyperimmune serum for an emergency treatment of infections with Shiga toxin-producing Escherichia coli“, sagt Tim Sparwasser. „Die Kollegen Prof. Ulrich Kalinke, Geschäftsführer TWINCORE und Direktor des Instituts für Experimentelle Infektionsforschung in Hannover, und Dr.Fernando Goldbaum, Inmunova SA/Centro de Rediseño e Ingeniería de Proteínas (CRIP-UNSAM) in Buenos Aires, arbeiten konkret an einer Notfallbehandlung für EHEC-Infektionen mit argentinischer und europäischer Marktzulassung.“


Prof. Dr. Tim Sparwasser
Institut für Infektionsimmunologie
TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, Hannover

RISP 2017

Berichte der DGfI-Stipendiaten

Eine Reise nach Japan – für uns sowohl wissenschaftlich, als auch kulturell eine außergewöhnliche und unvergessliche Erfahrung. Als Teilnehmer des RIKEN Center for Integrative Medical Sciences Summer Programs 2017 (RISP 2017), das im Juni diesen Jahres stattfand, hatten wir die Gelegenheit, eineinhalb Wochen in Yokohama, Japan, zu verbringen.
Das Sommerprogramm setzte sich aus einer viertägigen Vorlesungsreihe im RIKEN-Institut in Yokohama und dem internationalen Symposium Decoding Immune Complexity from Cell to System in Tokio zusammen. Neben den Vorträgen von herausragenden japanischen und internationalen Wissenschaftlern hatte auch jeder der 42 Teilnehmer die Möglichkeit, seine Arbeit in einem 10-minütigen Vortrag und während einer Poster-Session zu präsentieren. Die vorgestellten Projekte deckten eine große Bandbreite der Immunologie ab und wurden stets lebhaft und ausführlich diskutiert. Hierbei wurden sicherlich die Grundsteine für einen zukünftigen Austausch zwischen jungen Wissenschaftlern gelegt. Genau dies machte auch die Atmosphäre des Sommerprogramms aus: Es war eine tolle Möglichkeit, PhD-Studenten und PostDocs aus der ganzen Welt kennenzulernen und sowohl wissenschaftliche, als auch kulturelle Erfahrungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu diskutieren und voneinander zu lernen.
Natürlich wollten wir auch die japanische Kultur näher kennenlernen und nutzten das vortragsfreie Wochenende, um gemeinsam Yokohama und Tokio zu erkunden. Auch die Abende unter der Woche nutzten wir vor allem dazu, die kulinarischen Köstlichkeiten des Landes kennenzulernen. Wir waren sehr beeindruckt von der außerordentlichen Gastfreundschaft und Höflichkeit der Japaner, die uns trotz mangelnder Japanisch-Kenntnisse stets mit Hilfsbereitschaft entgegen kamen. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass man aus Versehen eine japanische Delikatesse (wie beispielsweise Rinder-Darm auf Reis) serviert bekam, weil man durch die Sprachbarriere einfach nicht wusste, was man bestellt hatte. Aber auch solche Erfahrungen werden dazu beitragen, dass wir diese Reise nicht vergessen werden.
Nach der Summerschool reisten die meisten Teilnehmer in Richtung Heimat oder in andere japanische Städte, um das Land noch besser kennenzulernen. Vier weitere Studenten und ich, Katrin, hatten jedoch die Möglichkeit, noch weitere drei Wochen am RIKEN-Institut in einer Forschungsgruppe unserer Wahl zu bleiben. Ich verbrachte diese drei Wochen im Labor von Dr. Fumihiko Ishikawa. Er und seine Mitarbeiter haben in den letzten Jahren humanisierte Mausmodelle entwickelt, um die Rekonstitution des hämatopoetischen Systems aus humanen Stammzellen und die Entstehung von Leukämien aus Leukämie-initiierenden Zellen näher zu verstehen. Es war eine tolle Erfahrung, die Arbeitsweise des Labors kennenzulernen und in ein wissenschaftlich äußerst interessantes Projekt eingebunden zu sein. Ich habe während meines Aufenthaltes sehr viel gelernt und hoffe, auch in Zukunft mit der Arbeitsgruppe und Dr. Ishikawa in Kontakt zu bleiben.
Zuletzt wollen wir uns herzlich bei den Organisatoren von RISP 2017 bedanken, die uns bei jeglichen Fragen mit Rat und Tat zur Seite standen und uns so gastfreundlich empfangen haben. Ein ganz besonderer Dank gilt natürlich auch der DGfI, die uns mit einem Reisestipendium die Teilnahme an der Summerschool ermöglicht hat!

Nina Kronbeck
Katrin Raute

CSI 2017

Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie verbindet eine langjährige Partnerschaft mit der Chinese Society for Immunology (CSI). Um den internationalen Austausch im Bereich der Immunologie zu fördern, wurde elf jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt die Teilnahme an der CSI-Jahrestagung Ende Oktober 2017 in Tianjin ermöglicht. Dazu gehörten Forscher aus Deutschland, den Vereinigten Staaten, Korea, Japan und Kanada. Dabei übernahmen unsere chinesischen Partner sowohl die Kosten für die Flüge und Hotelübernachtungen als auch alle Transfers von und zur Konferenz.
Nach einer langstündigen Flugreise von Frankfurt über Changsha nach Tianjin (eine alte Hafenstadt in der Nähe von Beijing mit etwa 16 Millionen Einwohnern) kam ich gut im Hotel an. Am ersten Tag blieb Gelegenheit, die Gegend und die fremde Kultur kennenzulernen, bevor ich am Abend die anderen Gäste sowie einige internationale Größen der Immunologie bei einem Dinner traf. Am folgenden Tag begann die Konferenz in einem riesigen Kongresszentrum mit den Vorträgen internationaler Koryphäen. Insgesamt wurde ich während der gesamten Reise das Gefühl nicht los, dass in China einfach alles größer ist als in Europa.
Der zweite Tag der Konferenz begann mit den Vorträgen der bekanntesten chinesischen Immunologen – zu unser aller Überraschung jedoch nicht auf Englisch, sondern auf Chinesisch. Auch wenn die Beschriftungen der Folien zum Teil in englischer Sprache verfasst waren, fiel es uns allen sichtlich schwer, den Präsentationen zu folgen. Dennoch konnte ich während der Pausen Kontakt zu anderen Wissenschaftlern und aufstrebenden Unternehmen knüpfen.
Am letzten Tag folgte die Session mit den Vorträgen der "Young Immunologists", wobei die Resonanz der chinesischen Teilnehmer eher gering war (Dies könnte darin begründet sein, dass die Titel der Vorträge sich leider nicht im Hauptprogramm befanden und viele Sessions parallel stattfanden). Ich hätte mir persönlich noch mehr Interaktionen mit den Organisatoren und einen intensiveren Austausch mit unseren wissenschaftlichen Kollegen aus dem "Reich der Mitte" gewünscht. Nichtsdestotrotz war es eine bereichernde Erfahrung, die mir in meiner beruflichen Entwicklung sicherlich weiterhelfen wird.

Christian Lehmann
Erlangen

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