Es sind 127 Jahren vergangen, seit Von Mangoldt erstmals einen „Epithelbrei“ aus geschabtem Epithel auf Wunden von verletzten Soldaten aufgetragen hat [1]. Das war die erste Zelltherapie, die in den Annalen der modernen Medizin dokumentiert wurde. Durch den steigenden Bedarf, degenerative Prozessen zu modulieren und Gewebe zu regenerieren, entstand im späten 20. Jahrhundert ein Boom von zellbasierten Therapien, die überwiegend auf Stammzellen fußten. Die Quellen und Typen von Stammzellen zur therapeutischen Anwendung wurden im Lauf dieser Entwicklung sehr komplex und divergent. Die Entdeckung der embryonalen Stammzellen (ESC) und induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) leitete den Fokus der regenerativen Medizin von den adulten Stammzellen weg. Letztere sind gut zugänglich und aus zahlreichen Nischen des Organismus einfach zu gewinnen. Zudem treten im Vergleich zu ESC und iPSC weniger zusätzliche Risiken auf wie ethische Herausforderungen, tumorigenes oder teratogenes Potenzial. Aus diesen Gründen rückten in den letzten Jahren die adulten Stammzellen als Basis für regenerative zellbasierte Therapien erneut in den Fokus. Dabei wird die Stammzellsubpopulation des mesenchymalen Stromas, die mesenchymalen Stammzellen (MSC), wahrscheinlich am häufigsten zur Anwendung gebracht.
Selektion
MSCs finden sich in allen mesenchymalen Geweben. Sie sind als adhärente, proliferative, kolonieformende Zellen mit der Fähigkeit zur dreifachen Differenzierung und Immunmodulation definiert, die CD105, CD73 und CD90 exprimieren, aber nicht CD45, CD34, CD14, CD11b, CD79a, CD19 und HLA-DR (human leukocyte antigen – DR isotype). Diese Selektionskriterien wurden seitens der Internationalen Gesellschaft für Zelltherapie (ISCT) postuliert und auf deren Basis 2008 ein minimales Selektionspanel für MSCs formuliert [2]. Das Panel wird bis heute benutzt, um MSCs von anderen, ähnlichen Zelltypen, z. B. Fibroblasten, abzugrenzen. Die Bestimmung der spezifischen Marker erfolgt meist durchflusszytometrisch.
CD105, CD73 und CD90 aus dem ISCT-Selektionspanel werden aber auch von mehreren anderen Zelltypen exprimiert [3]. Dies begrenzt die Selektionsspezifität. Daher werden weitere mit den MSC-Funktionen gekoppelte Marker vorgeschlagen: CD166 (ALCAM, activated leukocyte cell adhesion molecule, transmembranes Adhäsionsprotein), CD29 (integrin beta-1, involviert in Zelladhäsion), Toll-like receptors (TLR, Immunmodulation) oder TNF-alpha-Rezeptor 2 (TNFR2, Proliferation, Kolonienbildung, Immunmodulation), CD271, CD362, ABCB5 (ATP binding subfamily B member 5)[4].