Ein moderner Laborbau ist kein Gebäude von der Stange, das bereits fertig entworfen in der Schublade eines Architekturbüros liegt, sondern ein kleiner, hochtechnisch aufgerüsteter Produktionsbetrieb mit Inseln und Oasen. Hier spielen nicht nur die inneren Ausbaustufen, sondern auch die Außenanlagenplanung eine essenzielle Rolle. Viele externe Lieferanten benötigen neben den eigentlichen Kunden eine perfekte logistische Schnittstelle zur Unterstützung des Produktionsbetriebes. Damit ist beispielsweise eine gute Zuwegung mit großzügigen Durchfahrtshöhen und auch eine LKW-Laderampe gemeint. Zahlenmäßig ausreichende, gut ausgewiesene Parkbereiche, behindertengerechte Aufgeh-Rampen, die gerne auch von Firmen mit schwerem Gerät benutzt werden, eine gut lesbare Beschilderung und vieles mehr unterstützen die Logistik rings um das neue Gebäude.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Planung eines Laborneubaus, die von einer Einrichtung des öffentlichen Dienstes ausgeht, unterscheidet sich mit Sicherheit von der eines privaten Betreibers. Dennoch wird es grundsätzlich einige Fallstricke geben, die generell von Beginn an bedacht werden sollten.
Wahl des Architekten
Einer der ersten Schritte ist die Auftragsvergabe an ein Architekturbüro – und zwar unbedingt an eines, das möglichst eine nachweisbare Expertise im Bau solch technischer Laborgebäude aufweisen kann. Eine strikte Beachtung dieses Punktes erspart im späteren Verlauf viel Ärger.
Die Eingangsfeststellung und somit eine der wichtigsten Fragen, die ein Architekt stellen sollte: „WAS wird da eigentlich gemacht?“ … Und vom „WAS“ gelangt man zum „WIE“. Peinlich und teuer würde es, wenn er erst kurz vor Inbetriebnahme diese Frage stellte.
Flächenplanung
In der frühesten Vorbereitungsphase muss man sich zuerst Gedanken über eine Liste der Projektbeteiligten sowie der zukünftigen Flächenplanung machen, wobei man hinsichtlich der Planung so großzügig wie möglich vorgehen sollte, um später ggf. noch hinreichend Platz für weitere Ausbauten und Neuerungen zu haben. Nichts ist unangenehmer, als nach Einzug in das neue Gebäude bereits gegen Platzmangel ankämpfen zu müssen, wenn vielleicht der eine oder andere Aspekt zuvor nicht ausreichend bedacht worden war. An dieser Stelle sei auch gleich auf Brandschutzbestimmungen und Arbeitsstättenverordnungen verwiesen. Mindest-Raummaße sind beispielsweise in den jeweiligen Landes-Bauordnungen festgelegt. Verstöße gegen solche Verordnungen können nachträglich oft nur schwer rückgängig gemacht werden.
Ein Beispiel: Der Architekt plant einen Büroabschnitt für zwei Mitarbeiter pro Büro, missachtet die gültige Arbeitsstättenrichtlinie bzw. Bauordnung und unterschreitet beispielsweise die Raumgröße pro Kopf eines EDV-Dauerarbeitsplatzes. Ergebnis: 50 % der Mitarbeiter in diesen falsch geplanten Büros haben keinen definierten Arbeitsplatz mehr. Je mehr Quadratmeter pro Mitarbeiter fehlen, desto größer werden später Ihre Probleme.
Speziell im Fall unseres Laborneubaus kam erschwerend hinzu, dass zusätzlich ein Konsolidierungsprozess durch Zusammenlegung von Personal ehemals verschiedener Abteilungen/Kliniken anstand. Das führte einerseits zu Stellenabbau und reduziertem Laborflächenbedarf im Fall einiger Speziallabore, während andererseits durch die längst erforderliche Modernisierung eines seit 50 Jahren bestehenden, jedoch nicht weiter räumlich expansionsfähigen Laborbereiches nun ein modernes Raumkonzept erstellt werden musste.
Klimatisierung und Energieversorgung
Solange ein kompletter Gerätepark nicht vor Ort installiert ist, sind die im Betrieb anfallende Wärmelast und die erforderliche Klimatisierung recht schwer planbar. Deshalb sollte auch die Deckenhöhe in den Laboren nicht zu gering gewählt werden.
Praxistipp: Ein zukunfts- und ausbaufähiges Gebäude erhalten Sie nur, wenn auch „echte“ Kapazitäten geschaffen werden. Wenn es das Budget zulässt, nehmen Sie Raumhöhen von mindestens 5–6 Metern. Überschüssige Wärme kann viel einfacher und mit weniger Energiekosten abgeführt werden. Schaffen Sie Inseln für die Maschinen mit Rangier-/Serviceflächen und kleine Oasen für die Mitarbeiter, wo sie ihre Arbeit hochkonzentriert und mit niedrigem Schallpegel erledigen können. Ein sehr guter Schallschutz senkt im Betrieb den Stresspegel und somit die Fallzahlen kranker Mitarbeiter.