Nachweisverfahren für CoVID-19: Bisher kein sicherer Ausschluss mittels RT-PCR

Die Testung auf SARS-CoV-2 kann anhand verschiedener Protokolle mit unterschiedlichen Zielgenen (ORF1ab/N (China CDC), RdRP/E/N (Charité, Deutschland), ORF1b-nsp14/N (HKU, Hongkong) etc.) durchgeführt werden. Sie sind auf der Webseite der WHO einsehbar, die bisher keine Präferenz für eines der vorliegenden Proto­kolle ausgesprochen hat [1]. Vergleiche bezüglich ihrer Sensitivität und Spezifität liegen nicht vor (Stand 03. März 2020). Die diagnostische Sensitivität und Spezifität der RT-PCR hängen von verschiedenen Faktoren, u. a. Virusausscheidung, Probenqualität und Transportzeit/-bedingungen, ab.
Eine aktuelle Publikation zur Korrelation von Thorax-CT und RT-PCR bei CoVID-19 aus China (n = 1014, Targets s. oben) zeigt jedoch, dass bei klinischer Symptomatik durch das radiologische Verfahren (serielle CT-Untersuchungen im Abstand von vier Tagen) eine vermutete Infektion mit höherer Sensitivität diagnostiziert worden war als mit RT-PCR (Multiple Testing!) (88 % vs. 59 %) [2]. Auch war das radiologische Verfahren im Verlauf früher positiv als die RT-PCR.
Diese Erkenntnis führte bekanntermaßen dazu, dass China im Verlauf der Epidemie für die Falldefinition von klinischen Fällen nicht mehr nur RT-PCR-Befunde, sondern auch CT-Befunde herangezogen hat. Hierdurch hatten sich in der Infektionsstatistik die Fallzahlen am 1. Februar 2020 fast verdoppelt [3]. Auch gibt es inzwischen Berichte, wonach Patienten in der RT-PCR zunächst negativ getestet wurden, dann mehrere Kontaktpersonen angesteckt hatten und dann erst im zweiten oder dritten Test in der RT-PCR positiv waren.
Grundsätzlich muss aufgrund der oben aufgeführten Erkenntnisse auf RT-PCR-Befunden für SARS-CoV-2 vermerkt werden, nach welchem Protokoll die Diagnostik durchgeführt wurde, bzw. dass eine negative PCR keinen sicheren Ausschluss von Infektiosität bedeutet [4]. Das unreflektierte Angebot zur Durchführung von RT-PCR-Untersuchungen ohne fachliche Indikation und Begleitung ist kritisch zu sehen. 

Autor
Priv.-Doz. Dr. Andreas Ambrosch