In der Labormedizin und Pathologie ist die zelluläre Diagnostik seit vielen Jahren Goldstandard für die Diagnose vieler verschiedener Erkrankungen: Durch das Bestimmen der absoluten und relativen Anzahl der Blutzellen sowie qualitativen Merkmale wie Größe, Morphologie, biochemische und genetische Merkmale können Erkrankungen von Anämie über Infektionen, Sepsis, Leukämie und Lymphom bis hin zu Gerinnungsstörungen erkannt werden. In ähnlicher Weise beruht die histopathologische Gewebediagnostik auf morphologischen und molekularbiologischen Veränderungen der Zellen in ihren Organverbünden.
Im Gegensatz dazu wurden subzelluläre Partikel lange als zellulärer Abfall betrachtet. Ebenso unterschätzte man nicht-kodierende Regionen im Genom stark, bis das ENCODE-Projekt zeigte, dass dieses reichlich vorhandene genetische Material für die Regulation und Feinabstimmung der Transkription, Stummschaltung und Aktivierung genomischer Regionen und Reparaturprozessen von großer Bedeutung ist [1]. Mit dem Aufkommen neuer hochempfindlicher und hochauflösender Technologien hat das Forschungsinteresse an diesen subzellulären Partikeln enorm zugenommen und faszinierende Einblicke in ihre Struktur, Biologie, zelluläre Freisetzung und Funktion geliefert. Mehr und mehr wurde nun ihre Schlüsselrolle für die Kommunikation von Zelle zu Zelle, die Aufrechterhaltung des physiologischen Gleichgewichts im Organismus und die Anpassung an äußere Herausforderungen sowie für die Pathogenese und das Fortschreiten einer Vielzahl von Erkrankungen erkannt [2].
Heterogene Gruppe von EV
Extrazelluläre Vesikel (EV) gelten als Partikel mit einer Lipiddoppelschichtmembran, die auf natürliche Weise aus Zellen freigesetzt werden [3]. Sie umfassen ein breites Spektrum an heterogenen subzellulären Vesikeln, deren Größe, Dichte, Oberflächenzusammensetzung, biochemischer Inhalt, Bildungsmechanismus, Freisetzung aus Zellen und biologische Funktionen stark variieren (Abb. 1) [3, 4].