Pathologische Reaktionen auf Lebensmittel können in Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) ohne spezifische Beteiligung des Immunsystems und immunologisch vermittelte Nahrungsmittelallergien (NMA) unterteilt werden. Für die Diagnostik steht eine Vielzahl von In-vivo- und In-vitro-Tests zur Verfügung.
Schlüsselwörter: Allergie, IgE, Atemtest, Calprotectin, Stuhlmikrobiologie
Krankhafte Reaktionen auf Nahrungsstoffe (Kohlenhydrate und Alkohole, Proteine, Fette etc.) finden sich in der westlichen Welt in zunehmender Häufigkeit von mindestens 30–35% [1–4]. Grundsätzlich zu unterscheiden sind dabei Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit und ohne Beteiligung des Immunsystems.
Letztere bezeichnet man auch als Intoleranzreaktionen. Die Palette der Mechanismen reicht hier von der direkten Reizung durch bioaktive Inhaltsstoffe der Nahrung bis hin zu angeborenen oder erworbenen Enzymmängeln und Resorptionsstörungen. Dank moderner diagnostischer Verfahren kann heute ein Großteil davon nach pathophysiologischen Prinzipien spezifiziert werden.
NMU können aber auch durch organische und funktionelle Erkrankungen der Verdauungsorgane (vor allem Darm und Pankreas) vorgetäuscht werden. Ferner sind bei allen akuten und chronischen Reaktionen Lebensmittelvergiftungen abzugrenzen [1–11].
Immunologisch vermittelte Reaktionen auf Nahrungsstoffe stellen die zweite große Untergruppe der NMU dar. Hierzu gehören die Zöliakie, die als Autoimmunerkrankung eingestuft wird, sowie eine Vielzahl der Nahrungsmittelallergien, die man in IgE- und nicht-IgE-vermittelte Reaktionstypen, sowie Mischformen und zellulär vermittelte Reaktionstypen unterteilt (Allergiemechanismen Typ I–IV nach Coombs und Gell).
Da hier häufig ein unspezifischer Beschwerdekomplex vorliegt, der neben dem Darm viele weitere Organsysteme, wie zum Beispiel die Haut oder Lunge, das Herz-Kreislauf-System oder das Neurovegetativum einbeziehen kann, erfordert diese Untergruppe eine interdisziplinäre Stufendiagnostik – es sei denn, es liegen klassische Allergiesymptome IgE-vermittelter Reaktionen vor, etwa beim Oralen Allergiesyndrom (OAS), Angioödem oder Bronchialasthma, der postprandialen Urtikaria oder bei schweren Kreislaufreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock.