First-in-Class-Therapie des mTNBC: Potential von Sacituzumab Govitecan voll ausschöpfen – durch optimiertes Therapiemanagement

Sacituzumab Govitecan ist ein hochaktives Antibody-Drug Conjugate (ADC), das zur Behandlung des fortgeschrittenen oder metastasierten triple-negativen Mammakarzinoms (mTNBC) ab der zweiten Therapielinie zugelassen ist [1]. Bei mehrfach vorbehandelten Patient:innen hatte sich eine signifikante, klinisch relevante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens und Gesamtüberlebens im Vergleich zur Kontrollgruppe mit einer Mono-Chemotherapie gezeigt [2] – bei Erhalt der Lebensqualität [3]. Nebenwirkungen wie Neutropenie, Übelkeit/Erbrechen und Diarrhö, die unter einer der hochwirksamen Therapie mit dem ADC auftreten können, sind durch ein optimiertes Behandlungsmanagement gut handhabbar, so das Fazit eines Expert:innen-Konsensus-Meetings [4], dessen Ergebnisse Prof. Volkmar Müller, Hamburg, für die Fachpresse zusammenfasste.

Sacituzumab Govitecan (Trodelvy®) wird intravenös an Tag 1 und Tag 8 eines 21-tägigen Behandlungszyklus (Dosierung 10 mg/kg) appliziert [1]. Vor jeder Infusion empfehlen die Expert:innen eine Prämedikation, um infusionsbedingten Reaktionen (IRR) sowie Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen [2]. Zur IRR-Prophylaxe wird eine Zwei- oder Dreifachkombination aus H1- oder H2-Blockern und Antipyretika, ggf. ergänzt durch ein Kortikosteroid, empfohlen [5], zur Antiemese-Prophylaxe die Kombination aus Dexamethason mit einem 5HT3- und ggf. einem NK1-Rezeptorantagonisten [6]. Bei persistierendem/r Erbrechen/Übelkeit trotz antiemetischer Dreifachprophylaxe kann Olanzapin (Off-Label-Use) erwogen werden [6].

Diarrhöen und Neutropenien trotzen

Akute Durchfälle bis Grad 2 werden laut Müller standardmäßig mit Loperamid behandelt (4 mg, bei jeder weiteren Diarrhö 2 mg bis zu 16 mg/Tag), idealerweise ergänzt durch eine Ernährungsanpassung. Persistieren die Durchfälle, wird Loperamid in hoher Dosis (4 mg plus 2 mg alle 2 Stunden) [5] oder Opiumtinktur empfohlen [4]. Ist auch dies binnen 24 Stunden nicht erfolgreich, sind Octreotid und die intravenöse Flüssigkeitsgabe empfehlenswert – Letzteres auch bei schweren Diarrhöen ab Grad 3 in Kombination mit einem stationären Aufenthalt [5]. Eine sekundäre Neutropenie-Prophylaxe mit G-CSF über 2 bis 3 Tage jedes Zyklus kann Müller zufolge routinemäßig erwogen werden [4, 5]. Beim ersten Auftreten einer schweren Neutropenie wird G-CSF (über 2 bis 3 Tage des Zyklus) ohne Dosisreduktion von Sacituzumab Govitecan (außer Alter/Zustand der Patient:innen erfordern dies), beim zweiten und dritten Auftreten eine Dosisreduktion um 25 % bzw. 50 % empfohlen; beim vierten Auftreten muss die Therapie beendet werden [1, 5]. Bei Neutropenien von Grad 3/4, die die Therapie mit Sacituzumab Govitecan > 3 Wochen verzögern, kann die Behandlung erst beginnen, wenn sich die Neutropenie ohne G-CSF-Applikation auf ≤ Grad 1 verbessert [1].

Abschließend betonte der Hamburger Gynäkoonkologe das „eindeutig positive Nutzen-Risiko-Profil“ von Sacituzumab Govitecan, sodass ein Einsatz des ADC möglichst früh entsprechend der Zulassung in Betracht gezogen werden sollte.

Claudia Schöllmann

Virtuelle Pressekonferenz „Sacituzumab Govitecan bei mTNBC: Erste Praxis-Empfehlungen für ein optimales Therapiemanagement“ am 07.03.2022, veranstaltet von Gilead Sciences GmbH.