Der monoklonale PD-1-Antikörper Pembrolizumab (Keytruda®) wird zur Behandlung von einer großen Bandbreite an Krebserkrankungen eingesetzt, darunter das fortgeschrittene Melanom, das nichtkleinzellige Lungenkarzinom, das Hodgkin-Lymphom, das Urothelkarzinom, Tumoren im Kopf- und Halsbereich und auch gynäkologische Tumoren.
PFS-Vorteil beim Endometriumkarzinom
Bisher war der Immuncheckpoint-Inhibitor in Kombination mit Lenvatinib zur Therapie des platinvorbehandelten fortgeschrittenen oder rezidivierenden Endometriumkarzinoms angezeigt, wenn eine kurative chirurgische Behandlung oder Bestrahlung nicht infrage kommt. Seit Ende 2024 kann Pembrolizumab zudem kombiniert mit Carboplatin und Paclitaxel zur Erstlinienbehandlung des primär fortgeschrittenen oder rezidivierenden Endometriumkarzinoms bei Erwachsenen angewendet werden, die für eine systemische Therapie geeignet sind [1]. Diese Zulassungserweiterung beruht auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie KEYNOTE-868/NRG-GY018 [2, 3]. Darin verbesserte sich unter Pembrolizumab kombiniert mit einer platinbasierten Chemotherapie (Carboplatin und Paclitaxel) in der Erstlinientherapie, gefolgt von einer Pembrolizumab-Erhaltungstherapie, das progressionsfreie Überleben (PFS) im Vergleich zu Placebo plus Chemotherapie, unabhängig von der PD-L1-Expression. In der PD-L1-positiven Kohorte mit Mismatch-Reparatur-Profizienz (pMMR) betrug das mediane PFS 13,1 Monate in der Pembrolizumabgruppe verglichen mit 8,5 Monaten in der Placebogruppe (Hazard Ratio [HR] 0,59; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,43–0,80; p < 0,0001). In der PD-L1-negativen pMMR-Population lag das mediane PFS bei 15,1 versus 11,0 Monaten (HR 0,44; 95%-KI 0,26–0,75). Das Progressions- oder Sterberisiko nahm ebenso bei Patientinnen mit einer Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) deutlich ab (PFS für PD-L1-negative Frauen HR 0,3; PD-L1-positive Frauen HR 0,27) [3]. Es traten keine neuen Sicherheitssignale auf.
Zervixkarzinom: verlängertes Überleben unter Pembrolizumab plus Radiochemotherapie
Beim persistierenden, rezidivierenden oder metastasierenden Zervixkarzinom mit PD-L1-exprimierenden Tumoren (CPS ≥ 1) konnte Pembrolizumab bislang in Kombination mit Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab eingesetzt werden. Nun ist die Checkpointinhibition auch in der Erstliniensituation kombiniert mit einer simultanen Radiochemotherapie (RCT; Cisplatin plus perkutane Strahlentherapie, gefolgt von einer Brachytherapie) zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen Zervixkarzinoms (Stadium III bis IVA gemäß der Klassifikation der International Federation of Gynecology and Obstetrics [FIGO] 2014) angezeigt [1]. Diese zweite Zulassungserweiterung basiert auf den Daten der Studie KEYNOTE-A18 (ENGOT-cx11/GOG-3047) [4, 5]. Laut Dr. Marjorie Green, Leiterin der Onkologie im Bereich Globale klinische Entwicklung des Unternehmens MSD, konnte mit der Pembrolizumab-Gabe zur simultanen RCT eine höhere Krebskontrolle und eine Reduktion der Rezidivwahrscheinlichkeit erzielt werden. Sie erläuterte am Rande der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2024 die dort vorgestellten Daten zum Gesamtüberleben (OS). In der ersten präspezifizierten Interimsanalyse konnte das Progressions- und Sterberisiko unter Pembrolizumab plus RCT verglichen mit Placebo plus RCT gesenkt werden (HR 0,70; 95%-KI 0,55–0,89; p = 0,0020) [4]. In der beim ESMO 2024 präsentierten zweiten Interimsanalyse wurde eine Verbesserung auch hinsichtlich des OS erzielt (HR für Tod 0,67; 95%-KI 0,50–0,90; p = 0,0040). Das bedeute eine Reduktion des Sterberisikos um 33% nach einem medianen Follow-up von 29,9 Monaten, erklärte Green. Das sei ein klinisch bedeutsamer Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen.
78% der Patienten in der Pembrolizumab-RCT-Gruppe 70% in der Placebo-RCT-Gruppe wiesen unerwünschte Wirkungen vom Grad ≥ 3 auf, am häufigsten Anämie, eine Abnahme der weißen Blutkörperchen und der Neutrophilen auf. 39% erlitten potenziell immunvermittelte Nebenwirkungen in der Pembrolizumabgruppe und 17% in der Vergleichsgruppe.
Sabrina Kempe