Neu diagnostiziertes multiples Myelom: Zulassungserweiterung für ­CD38-Antikörper ­Isatuximab

Seit dem 22.01.2025 ist Isatuximab in Kombination mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (IsaVRd) zur Behandlung des neu diagnostizierten multiplen Myeloms (NDMM) bei Erwach­senen zugelassen, die für eine autologe Stammzelltransplantation nicht geeignet sind [1]. Damit ist Isatuximab der erste in der EU zugelassene CD38-Antikörper in Kombination mit VRd in dieser Indikation. Die Vierfachkombination wird bereits in den neuesten Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) [2] und in den im Oktober 2024 aktualisierten Onkopedia-Leitlinien zum multiplen Myelom (MM) empfohlen [3].

Isatuximab (Sarclisa®) ist in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason bereits zugelassen für die Therapie des MM, wenn es trotz mindestens zwei vorangegangenen Therapien (darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor) rezidiviert oder refraktär ist. In Kombination mit Carfilzomib und Dexamethason kann es zur Behandlung des MM in der Zweitlinie angewendet werden.

Grundlage für die aktuelle Zulassungserweiterung sind die Daten der Phase-III-Studie IMROZ [4]. In dieser Studie wurde ­IsaVRd bei Betroffenen mit NDMM geprüft, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation geeignet waren. Eingeschlossen waren 446 Patienten, die randomisiert entweder IsaVRd als Induktion, gefolgt von Isatuximab in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason (IsaRd), oder VRd in der Induktion, gefolgt von Rd, erhielten. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). „Mit einem medianen Alter von 72 Jahren bildet das Studienkollektiv die klinische Praxis gut ab“, wertete Dr. Jens Kisro, Lübeck, das Patientenkollektiv.

Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 59,7 Monaten war das mediane PFS (mPFS) unter IsaVRd noch nicht erreicht und betrug unter VRd 54,3 Monate. Durch IsaVRd zeigte sich eine Risikoreduktion für Krankheitsprogression oder Tod von 40 %. Ausgehend vom derzeitigen Trend wird unter IsaVRd ein medianes PFS von 7,5 Jahren prognostiziert [5]. Drei Viertel (74,7 %) der mit IsaVRd Behandelten erzielten eine Komplettremission (CR), und über die Hälfte (55,5 %) erreichte sowohl eine Negativität der minimalen Resterkrankung (MRD) als auch eine CR. Hinsichtlich der anhaltenden MRD-Negativität von mindestens zwölf Monaten war IsaVRd ebenso gegenüber VRd überlegen.

IsaVRd wurde insgesamt gut vertragen; die darunter beobachteten Nebenwirkungen standen im Einklang mit dem bekannten Sicherheitsprofil von Isatuximab und VRd. „Diese Ergebnisse sind praxisverändernd. Sollte sich das pro­gnostizierte mediane PFS von 90 Monaten bestätigen, wäre dies das längste, das wir bislang in diesem Patientenkollektiv gemessen haben. IsaVRd ist damit ein neuer Standard für Patienten mit NDMM, die nicht transplantiert werden“, resümierte Kisro.

„Jede weitere Therapielinie erreichen 15 bis 35 % weniger Patienten“, bemerkte Dr. Lisa Leypoldt, Hamburg, die einen Überblick zum multiplen Myelom gab. „Mit der Zulassung von IsaVRd schlagen wir hier ein neues Kapitel in der Erstlinienbehandlung von Patienten mit multi­plem Myelom auf, die nicht transplantiert werden“, sagte sie. „Da die Erkrankung mit jedem Rezidiv aggressiver verläuft und somit schwerer zu behandeln ist, ist eine solche effektive Erstlinientherapie umso bedeutsamer“, erklärte Kisro weiter und berichtete aus dem Alltag: „Auch den Patienten, bei denen man nicht ganz sicher bezüglich einer Eignung zur Transplantation ist, ist diese Viererkombination oft lieber als eine Hochdosistherapie und Stammzelltransplantation.“ Abschließend bemerkte sie: „Zudem weist ­IsaVRd im ­IMROZ-Protokoll eine hohe Wirtschaftlichkeit auf, die ebenso von großer Bedeutung ist.“      

Dr. Annette Junker

Virtuelle Fachpressekonferenz „Vierfach stark. Isatuximab-VRd beim neu diagnostizierten multiplen Myelom“ am 13.01.2025, veranstaltet von Sanofi.