Die ersten Beschreibungen des Liquor cerebrospinalis (Liquor) als eine klare Flüssigkeit, die nach Verletzungen des Schädels austritt, finden sich bereits in ägyptischen Schriften 1.500 Jahre vor Christus und stammen sehr wahrscheinlich aus noch älteren Aufzeichnungen bereits 3.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung [1, 2]. Im 15. Jahrhundert schuf Leonardo da Vinci eine erste annähernd realistische dreidimensionale Abbildung der Anatomie des Ventrikelsystems [3].
Das Zentralnervensystem (ZNS; Gehirn und Rückenmark) als zentrales Steuerungsorgan des menschlichen Organismus ist vor äußeren Einwirkungen durch Knochen geschützt, und zwar entweder komplett, im Bereich des Gehirns seitens der Schädelknochen oder partiell im Bereich des Rückenmarks über die Wirbelkörper. Die Knochen sind zum ZNS hin mit verschiedenen Epithelschichten ausgekleidet. Direkt am Periost angelegt findet sich die Dura mater mit zwei Epithelschichten. Diesen folgt die Arachnoidea, die sich unmittelbar an die Dura mater anschließt. Die Pia mater, bestehend aus nur einer Zellschicht, bedeckt direkt die neuronalen Strukturen des Gehirns und folgt dabei auch der gewundenen Struktur der ZNS-Oberfläche. Der Liquor ist lokalisiert im Subarachnoidalraum, der sich zwischen der Pia mater und der Arachnoidea befindet und im Bereich des Gehirns den einzigen physiologischen Hohlraum darstellt. Der Liquor hat somit nur durch die Pia mater getrennt direkten Kontakt zu den neuronalen Zellen des Gehirns [4].
Gebildet wird der Liquor zu mehr als 50 % – wahrscheinlich bis zu 80 % – im Plexus choroideus, einer besonderen Formation aus Gefäßen und Epithelien [5]. Dieser findet sich jeweils am Boden der Temporalhörner der Seitenventrikel, am Boden des Corpus der Seitenventrikel, im Bereich des Foramen Monroi, im Dach des dritten Ventrikels und in der Medulla des vierten Ventrikels bis zum Foramen Luschka [5–7].
Die übrigen ca. 20 % des Liquors stammen sehr wahrscheinlich aus den Zellzwischenräumen und dem perivaskulären Gewebe des ZNS [5, 8–12].
Blut-Hirn-Schranke
Die mikroanatomische Struktur des Gefäßsystems und der perivaskulären Umgebung führt sowohl im Bereich des Plexus choroideus als auch in den anderen Bereichen des ZNS zu einer erhöhten Selektivität des Transports von Substanzen in den Liquor und die neuronalen Gewebestrukturen, die allgemein als Schranke oder besser als Schrankenfunktion bezeichnet werden (Blut-Hirn-Schranke, Blut-Liquor-Schranke, Liquor-Hirn-Schranke) (Abb. 1) [13, 14].