Sexuell übertragbare Erkrankungen (STIs – sexuell transmitted infections) umfassen alle Erkrankungen, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden können. Im Wesentlichen handelt es sich um die Gonorrhö (Tripper), die HIV-Infektion, Syphilis, Chlamydien, Trichomonaden und auch genitale Virusinfektionen. Die Inzidenzen dieser Erkrankungen waren bislang immer relevant und steigen in der letzten Zeit sowohl in Europa als auch in Deutschland weiter an [1]. Die Gefahr, sich mit einer STI zu infizieren, steigt mit der Häufigkeit des Partnerwechsels, aber auch einmaliger ungeschützter Sexualkontakt kann zu schwerwiegenden Infektionen führen. STIs können sowohl keine oder nur wenige Symptome als auch schwere Verläufe hervorrufen. Typisch für die meisten STIs sind Entzündungsmanifestationen im Urogenitalbereich. Neben der eigenen Erkrankung besteht natürlich die Gefahr, weitere Partner:innen zu infizieren. Vor diesem Hintergrund haben die diagnostischen Tests für STIs eine besondere Bedeutung. Wegen dieser häufig schambesetzten Thematik ist eine Selbsttestung sehr im Interesse vieler betroffener Menschen. Um ihnen eine moderne, komfortable und medizinisch-professionelle Diagnostik anzubieten, werden die verfügbaren Tests heute zunehmend in ein digitales Konzept zur Befundermittlung und -kontrolle eingebunden.
Epidemiologische Größenordnungen
Chlamydien-Infektionen und Gonorrhö
Im Jahre 2021 veröffentlichten die US-amerikanischen „Centers of Disease Control and Prevention“ den Bericht über „Sexually Transmitted Disease Surveillance 2021“. Chlamydien und Gonorrhö (Erreger Neisseria gonorrhoeae) sind laut diesem Überwachungsbericht die erst- und zweithäufigsten bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in den Vereinigten Staaten. Die Raten dieser STIs steigen stetig an, mit geschätzten 1,6 Mio. Fällen von Chlamydien und mehr als 700.000 Fällen von Gonorrhö allein im Jahr 2021 [2]. Für Deutschland werden die Verdachtsfälle allein mit Chlamydien auf ca. 300.000 pro Jahr geschätzt. Da für Chlamydieninfektionen wie für einige andere sexuell übertragbare Erkrankungen keine Meldepflicht besteht, kann die Anzahl der Neuerkrankungen laut Robert Koch-Institut noch deutlich darüber liegen [3]. Klinisch präsentieren sich diese beiden STIs meistens durch urethralen, vaginalen oder rektalen Ausfluss und die damit verbundenen klinischen Symptome wie Juckreiz oder Schmerzen. Nach Diagnosesicherung wird eine antibiotische Therapie verabreicht. Unbehandelte Chlamydien-Infektionen können zu fortschreitenden Infektionen der gynäkologischen und genitalen Organe führen. In der Folge ist eine Infertilität möglich. Bei Schwangeren sind Frühgeburten und die Übertragung auf das Neugeborene möglich [3].
HIV
Die aktuellen Zahlen für eine HIV-Infektion stellen sich wie folgt dar: Ende 2021 waren geschätzt 38,4 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert, davon 90.800 in Deutschland. Die akute HIV-Infektion tritt zumeist drei bis sechs Wochen nach der Ansteckung auf. Sie ist durch Fieber, starken Nachtschweiß, Abgeschlagenheit, orale Ulzerationen und ggf. auch Gelenkschmerzen gekennzeichnet. Mit einer antiretroviralen Therapie (ART) kann die Virusvermehrung im Körper verlangsamt und der Ausbruch einer manifesten AIDS-Erkrankung hinausgezögert werden. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden die antiretroviralen Medikamente stets verbessert. Dies erleichtert die tägliche Einnahme. Eine antiretrovirale Therapie erhalten in Deutschland derzeit ca. 72.000 Menschen mit bekannter HIV-Infektion, was einer Therapieabdeckung von ungefähr 92 % entspricht. Davon war bei 95 % die Therapie so erfolgreich, dass sie nicht infektiös waren [4].
Syphilis
Die weltweiten Inzidenzzahlen für die Syphilis (Lues) umfassen ca. 7 Mio. Neuerkrankungen weltweit. In Deutschland werden aktuell ca. 8.000 Neuerkrankungen pro Jahr erfasst. Nach wie vor präsentiert sich die Erkrankung häufig mit dem sogenannten Primäraffekt, der zumeist aus einer kleinen ulzerativen Hautläsion z. B. an der Glans Penis, der Vagina oder auch rektal/anal besteht. Weitere Symptome sind Lymphknotenschwellungen und mit zeitlicher Verzögerung auch Kopf- und Gelenkschmerzen. Erst in deutlich späterem Stadium können sich die gefürchteten Krankheitsstadien der Neuro-Lues und andere Manifestationen ausbilden. Bei erfolgreicher Diagnosestellung ist die Behandlung mittels spezieller Antibiotika sehr erfolgreich [5].
Weitere klinisch relevante sexuell übertragbare Erkrankungen sind die Trichomonaden und die genitalen Warzen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Einen Überblick über die diagnostischen Methoden zum Nachweis von STI-Erregern finden Sie in Tab. 1.