Die Automation hat die Arbeitsweise medizinischer Laboratorien von Grund auf verändert. In den Nullerjahren erfolgte dieser Wandel im Sinne einer radikalen Innovation durch die Einführung der sog. Totalautomation (Total Laboratory Automation, TLA), bei der neben der eigentlichen Analytik auch die Prä- und Postanalytik einbezogen wurde (sample in, result out). Seit 2010 beobachten wir nun zunehmend inkrementelle Weiterentwicklungen, die vor allem im Bereich der Prä- und Postanalytik zu quantifizierbaren Verbesserungen geführt haben [2, 3]. Dazu kommt als Zukunftsoption eine Erweiterung des TLA-Konzepts über die Wände des Labors hinaus: Zu diesen manchmal als visionär empfundenen Entwicklungen zählen zum Beispiel der Probentransport mittels Drohnen (erweiterte Präanalytik) oder der Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Datenauswertung (erweiterte Postanalytik).
Die umfassende Automation von der Probenannahme bis zur Archivierung ist heute in den meisten größeren Laboren Routine. Auch in dieser Zeitschrift wurde das Thema bereits vor 2020 hinsichtlich der Planungsvoraussetzungen sowie möglicher Chancen und Limitierungen besprochen. Die beiden Hauptargumente für die Einführung von TLA sind die geringere Personalbindung pro Patientenprobe und die schnellere Bearbeitungszeit (Turnaround time, TAT). Im Folgenden wollen wir diese klassische Argumentation vertiefen und durch zusätzliche relevante Aspekte für die künftige Planung ergänzen.
Qualitätssteigerung
Im Vergleich zur manuellen Abarbeitung führt die Automatisierung von Hochdurchsatzprozessen fast immer zu qualitativen Verbesserungen: Ein automatisierter Prozess ist sozusagen „automatisch standardisiert“, da er die menschengemachte Variabilität inklusive zahlreicher Fehlermöglichkeiten wie etwa Verwechslungen eliminiert. Im Rahmen qualifizierter Qualitätsmanagementansätze, die für den Betrieb eines medizinischen Labors verpflichtend sind, wird immer eine weitestgehende Reproduzierbarkeit und Transparenz aller Arbeitsschritte angestrebt. Dies gelingt nicht zuletzt durch umfassende Konsolidierung verschiedener diagnostischer Bereiche hin zu einem mehr oder weniger einheitlichen Arbeitsplatz mit automatisierten Abläufen. Ein so strukturiertes Labor benötigt weniger Organisationsaufwand und Personal, da viele vormals manuelle Teilprozesse der Prä- und Postanalytik in den analytischen Gesamtablauf nahtlos integriert werden können (Abb. 1).