Beim Thema Laborautomation denken die meisten in erster Linie an vollautomatisierte Laborstraßen. In der höchsten Ausbaustufe werden die Proben dort auf einer Seite in eine Schütte gegeben und ohne weitere manuelle Interaktion nach der Analyse in ein angeschlossenes Probenarchiv transportiert. Seit es die Computertechnik des letzten Jahrhunderts ermöglicht hat, auch komplexe Arbeitsabläufe zu automatisieren, prägen solche hochgradig konsolidierten Systeme den Arbeitsalltag. Das Messen einzelner Proben mit Pipette und Photometer ist zwar immer noch Teil der Ausbildung, gehört aber in der Praxis des Routinelabors inzwischen ins Reich der „Laborromantik“.
Mangel an Arbeitskräften
Wenn in unserer Branche jemand Bedenken äußert, dass Arbeitsplätze durch Automatisierung, Robotik oder Künstliche Intelligenz wegfallen könnten, dann kann man meiner Meinung nach nur entgegnen, dass allein der Gedanke daran schon ein Luxus ist, den wir uns nicht mehr leisten können. Die medizinischen Labore in Deutschland leiden unter Fachkräftemangel, und daher sollte die wertvolle Ressource menschlicher Arbeitskraft nicht mit monotonen und repetitiven Tätigkeiten verschwendet werden.
Während die aktuelle Laborautomation in der Regel auf möglichst hohen Durchsatz ausgelegt ist, können kleine Routinelaboratorien, wie sie in vielen Krankenhäusern der Regelversorgung existieren, davon nur wenig profitieren. Sie haben außerhalb der Stoßzeiten nur geringe Probenmengen zu verarbeiten (Abb. 1), die aber dennoch Fachpersonal binden – Personal, das schlichtweg nicht verfügbar ist.